Denglish

Die Mopo hat mal wieder das Thema „Wir sprechen immer weniger Deutsch“ entdeckt, dabei ist der Sommer doch gefühlt vorbei.
Naja, immerhin gibt es mir einen Aufhänger mal öffentlich über das Thema nachzudenken.

Zugegeben, es gibt inzwischen leider unglaublich viele englische Begriffe die dort wo sie eingesetzt werden keinen Sinn haben bzw. zum Teil sogar völlig falsch eingesetzt werden. Zugegeben, es gibt unglaublich viele Werbesprüche auf Englisch, die wenn man ein bisschen Sprachgefühl hat sowieso schon mal falsch klingen und – viel dämlicher – die Zielgruppe nicht erreichen.

Aber muss man deswegen mal wieder nach Gesetzen schreien, die das reglementieren? So etwas verändert sich im Laufe der Zeit doch sowieso von allein. Wer mal in der U-Bahn neben jugendlichen von heute gesessen hat, kommt dabei zudem finde ich zu einem ganz anderen Ergebnis. Nicht „Denglish“ ist hier das Problem, sondern schlicht die Einfallslosigkeit mit der Sprache scheinbar inzwischen verwendet wird. Rein subjektiv haben da inzwischen viele einen auf das nötigste reduzierten Wortschatz, der – wo nötig – mit „alder“, „digger“ oder „krass“ ergänzt wird, was dann scheinbar einen vollständigen Satz ausmacht. Ach so, Artikel und ähnliches sind wohl auch nicht mehr nötig.

Das Problem ist nämlich nicht, dass viele Menschen zunehmend mehr englische Begriffe benutzen, das Problem ist, dass immer weniger Menschen in der Lage sind Deutsch ausreichend variabel zu verwenden, dass sie das Gefühl haben damit alles was ihnen durch den Kopf geht ausdrücken zu können.
Im Umkehrschluss fällt es jemandem der besser Deutsch spricht zudem vermutlich auch leichter mit Anglizismen um sich zu werfen ohne dabei gleich die eigene Sprache zu vernachlässigen.
Man ist dann nämlich auch viel mehr in der Lage auch mit Sprache zu Spielen. Die „Sprachverteidiger“ weisen ja unter anderem immer mal wieder darauf hin, dass die Deutsche Sprache so schöne Wortspielmöglichkeiten böte. Genau dies kann ich doch aber nur dann auch machen, wenn ich ausreichend gut gebildet bin um die Sprache auch so einzusetzen (und nebenbei bietet die Englische Sprache ja auch die Möglichkeit zu wunderbaren Wortspielen).

Und um noch einmal kurz auf die englischen Werbetexte einzugehen: So wie es aussieht nimmt die Nutzung englischer Überschriften sowieso gerade ab, weil inzwischen auch die meisten Werbe-Entscheider und Kreativdirektoren gemerkt haben, dass Sie so ihre Zielgruppe eben nur sehr begrenzt erreichen können.

Wenn ich nichts übersehen habe enthält dieser Text bis jetzt übrigens keinen einzigen Anglizismus, und das obwohl es ja gerade genau um dieses Thema geht. Es geht also wunderbarerweise ganz ohne, obwohl ich persönlich dem Englischen durchaus zugewandt bin. Gefühlt schaffen das diejenigen die sich in der Regel über solche Anglizismen beschweren übrigens nicht.

Lobhudelei für einen Nachwuchsautoren

Wir alle haben mehrere Facetten dessen was man im Allgemeinen als „Persönlichkeit“ begreift. Eine der Facetten meiner Persönlichkeit manifestiert sich in diesem Blog, andere Facetten zeigen sich in anderen Zusammenhängen.

Eine andere Art zu zeigen wer man ist, ist das Geschichten erzählen. Dabei gibt es Menschen, denen man wenn Sie erzählen zuhören mag, und Menschen bei denen man abschaltet, weghört, weggeht.

Christian Gruber ist ein Geschichtenerzähler.

Gestern durfte ich ihm beim Geschichten erzählen Gesellschaft leisten. Er weiß es seine Stimme so einzusetzen, dass seine Geschichten lebendig genug werden um vor dem inneren Auge seiner Zuhörer „real“ zu werden. Auch seine Geschichten selber bieten immer wieder Bilder, an denen sich auch das (innere) Auge festhalten kann.
Dabei sind diese Bilder von überraschender Vielfalt und, über die verschiedenen Kurzgeschichten die er an diesem Abend vorträgt verteilt, auch die Themen mit denen sich diese Geschichten befassen sehr abwechslungsreich:
Ob sich nun zwei Magier im „Duell“ bekriegen, oder der arme Stefan sich am anderen Ende der Stadt die Haare schneiden lässt, ob die beiden Gewinner der ersten beiden Preise eines mysteriösen Gewinnspiels parallelen erkennen lassen oder ob sich jugendliche in der U-Bahn seiner und meiner Heimatstadt zanken (in einer Geschichte die passenderweise ‚coole Gänseblümchen‘ heißt), die Intensität der Geschichten ist fast gleichbleibend hoch.

Dabei fehlt nie ein Anknüpfungspunkt an die eigene Welt, auch wenn die Geschichte selbst sich bald in anderen Welten bewegt. Die Sprache weiß durch intelligente Formulierungen zu glänzen, und für Überraschungen sorgen an diesem Abend die Geschichten.

Für Liebhaber linearer Gedankengänge sind diese Geschichten sicherlich nichts, und auch der Wunsch nach einem „erfüllenden Ende“ wird von Christian oft ignoriert, aber wer es mag ein wenig mit zu denken und seine Fantasie wandern zu lassen, wird von ihm nicht enttäuscht.

Leider vorerst die letzte seiner Lesungen im Riverside Five. Bleibt zu hoffen, dass er nicht nur weiter schreibt, sondern auch der Außenwelt weiterhin seine Geschichten erzählen wird. Ein „Hörbuchprojekt“ ist jedenfalls schon angekündigt. Ich bin neugierig darauf.

Wer derweil sein virtuelles Auge auf ihn richten möchte kann dies tun – Christian Bloggt unregelmäßig.

Um nun zum Eingang dieses Eintrags zurück zu kehren: Was geben diese Geschichten nun über seine Persönlichkeit preis?
Die Hauptbotschaft, die ich aus den meisten seiner Geschichten isolieren kann ist etwa „es gibt kein eigentliches Ende, es geht immer weiter“.
Und wenn es dann doch mal ein wirkliches Ende gibt, kommt dies abrupt und irgendwie unerwartet.

Was will uns der Erzähler mit dieser Botschaft sagen?

„Warte nicht aufs Ende, es kommt sowieso wenn du es nicht erwartest“?

In diesem Sinne

Hinlegen und übersetzen

ist mein aktuellstes und damit relevantestes Highlight bei merkwürdigen Versprechern (gemeint war „Hinsetzen und überlegen“). Im Familienkreis bei mir noch sehr beliebt ist „Brund und Wand-Gel“ anstelle von „Brand- und Wund-Gel“…

Dazu gibt es ja diese weniger lustige weil teilweise recht gemeine Urban Legend vom „freudschen Versprecher“, der solcherart sprachlicher Fehlleistung ja angeblich zugrunde liegen soll. Nun kann man sicher bei den meisten Versprechern behaupten, dass diese eher aufgrund von sprachlicher Nähe, naheliegender Verdrehung und ähnlichem erfolgen.
Und eben nicht weil man eigentlich genau das meint.

Naja, jedenfalls behauptete doch neulich im Bus jemand seiner Begleitung gegenüber dass all Ihre Versprecher
eben durch besagte freudsche Fehlleistung motiviert seien und dass ja damit auch all dies eine wirkliche, relevante und vor allem tiefergründe Aussage hätten (womit ich dann auch bei der eigentlichen Motivation für diesen Beitrag wäre).

Urks – Bitte mal vorstellen:
Alle Versprecher hätten wirklich einen unbewußten und wahrhaften Hintegrund.

Wenn ich also an den im Titel verwursteten Versprecher denke…
Hinlegen kann ich ja psychologisch noch nachvollziehen:
Wer liegt schon nicht gerne..
Aber übersetzen ist nun an der Stelle bestimmt gerade nicht durch den Kopf des Versprechers (haha, Wortwitz) gegeistert, und wahrscheinlich auch nicht der unbewußte Wunsch jetzt etwas zu übersetzen.

Und Brund- und Wand-Gel? Ich weiß bis heute nicht was ein Brund ist?

Sollte ich da doch mal meine Tante zu befragen, von der dieser Versprecher ursprünglich stammt?

Wer weiß, vielleicht hat sie ja eine besonders innige Beziehung zu Wänden? (ist sie gar anlehnungsbedürftig, sucht Schutz, Stabilität, Halt?) Was war ein Brund nochmal?

Wenn dieses Post eine Botschaft hat dann:

Manchmal ist ein Huhn auch einfach ein Huhn…

bzw. manchmal ist ein Versprecher eben wirklich einfach nur ein falsches Wort zur falschen Zeit.

Aber gut, dass wir darüber geredet haben… 😉