Der Millerntaler wird zur neverending Story…

Gestern war ja nun die Veranstaltung bei der sich der Caterer, das Präsidium und die Faninitiative gegen den Millerntaler zusammen der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt haben. Wir erinnern uns noch an meinen Eintrag zum Thema von Gestern? Von der Millerncard war jedenfalls offenbar nicht die Rede.

Das ganze wirkt auf mich immer noch wie ein völlig ungeplanter Marketing-Gag. Irgendwer fand die Idee auf Plastik umzusteigen toll, irgendwer fand die Pokerchips supi, und dann denkt sich ein lustiger Kreativer ohne Hintergrundwissen halt die Millerntaler aus.

Jedenfalls ist das Ergebnis der Veranstaltung gestern dass es wohl Gespräche geben soll. Erstmal positiv und wenn man auf der Vereinshomepage liest, kann das auch als „Sieg“ für die Initiative gewertet werden. Die – wie ich finde – übrigens ausgesprochen clever vorging und geht. Die aktuelle Veröffentlichung zu dem Thema wirkt jedenfalls auf mich sehr durchdacht.

Sollte der Caterer jetzt immer noch am Taler festhalten ist denen im Prinzip auch nicht zu helfen. Ich persönlich halte ja wie gestern schon geschrieben recht viel von bargeldloser Zahlung, aber doch bitte durchdachter.

Millerntaler continued 4… / Millerncard

Schon wieder… 🙂
Nach einem Pressebericht zum Thema Millerntaler hat der FC St.-Pauli-Präsident folgendes geäußert:

„Der Klub-Boss ließ sich gerade beim Auswärtsspiel in Köln das RheinEnergie Stadion zeigen. „Dort zahlen nur noch die Gäste-Fans mit dem Euro. Alle anderen haben eine Payment-Karte, der Umsatz stieg um 30 Prozent. Wir dürfen uns nicht Entwicklungen verschließen, die woanders längst Einzug gehalten haben.“

Tags darauf wird das ganze von derselben Zeitung noch zugespitzt:

„Bei St. Pauli wird – nach Kölner Vorbild – über eine „Payment“-Kreditkarte nachgedacht.“

Soweit so vage. Meiner unwesentlichen Meinung folgend ist das Thema „Payment-Karte“ zunächst eine Idee der Mopo, die damit ihren Artikel vom Vortag widerkäut. Littman lobt die Payment-Karte bei Köln bedeutet hier nach dem was man lesen kann also, er wolle das auch für St. Pauli. Irgendwie Mopo-Typisch Vage!

(mal ab von dem Faux-Pas der ja so genannten Payment-Kreditkarte, sollte das wirklich so sein liegen einzelne Nutzer des St. Pauli-Forums nämlich richtig mit dem Wunsch, anschreiben zu können…)

Und das Forum macht daraus (Stichwort: Welle) eine innerhalb von 16 Stunden auf 16 Seiten angewachsene, emotionalste Diskussion.

Dabei entfallen – finde ich – bei der Karte wenigstens einige der Probleme, die mit dem Millerntaler aufgetreten wären:

  • Im Gegensatz zum Taler entfällt hier endgültig die Wechselproblematik. Das ganze könnte also tatsächlich schneller gehen.
  • Im Gegensatz zum Taler ist hier zumindest denkbar, dass das ganze parallel zur Barbezahlung (sogar an ein und demselben Stand) funktioniert. Kartenlesegeräte aufstellen ist weniger aufwändig als eine komplette Kasse für den Millerntaler.
  • Im Gegensatz zum Taler fände – ich persönlich – das ganze praktisch. Eine Karte, aufladen, benutzen. Für Stadiongänger die regelmäßig dort sind meiner Meinung nach wirklich praktischer.

Ich würde sie benutzen.

Natürlich kann diese Karte – wenn sie exklusiv genutzt wird – auch Nachteile mit sich bringen. Aber wenn (!) es eine Garantie vom Verein gibt, dass diese zwingend parallel zum Euro (am besten an allen Ständen) genutzt werden kann, sehe ich hier wirklich kaum Probleme.

Natürlich kann man (Paranoia 1) fürchten, dass mittelfristig die Karte als alleiniges Zahlungsmittel durchgesetzt wird. Habe ich beim Taler ja auch so befürchtet. Aber – siehe oben – aus meiner Perspektive ist es wesentlich leichter ein Kartensystem parallel zum Euro zu nutzen als das Talersystem.
Natürlich kann man (Paranoia 2) übrigens auch mutmaßen ob das nicht von vorneherein der Plan war, aber auch das bleibt Spekulation.

Es wird – unabhängig von all der Paranoia – jedenfalls wesentlich schwieriger für diejenigen die auch die Millerncard kategorisch ablehnen, einfach weil es IMHO deutlich weniger (gute) Gegenargumente als gegen den Millerntaler gibt.

Millerntaler continued 3…

Schon irgendwie erstaunlich: Nach dem wenigstens als solches empfundenem „Zurückrudern“ des Präsidenten und des Caterers hatte ich tatsächlich erwartet, dass der Protest verstummen würde. Ist ja doch recht oft so, dass sich die erste Wut noch entlädt, aber dann kleine Zugeständnisse die ganze Welle zum brechen bringen, weil viele sich dann eben doch darauf einlassen können bzw. den Kompromiss annehmen.

Mein Eindruck von der Millerntaler-Geschichte ist aber bisher ein ganz anderer. Der Protest ist etwas weniger „laut“ geworden, einfach weil das Thema derzeit auch nicht so dominant ist wie zu Beginn dieser unsäglichen Geschichte. Trotzdem passiert offenbar noch einiges (was ich sehr positiv finde). So gibt es beispielsweise inzwischen auf der „alten“ Petitionsseite eine recht ansehnliche Content-Menge (würde mir allerdings wünschen dass man das ganze Thema auch noch erklärt – worum geht’s eigentlich? Wird da nicht deutlich, wenn man den Kontext nicht kennt. Ach ja: Ich bin beeindruckt von dem Layout, mit Joomla kam ich zugegeben gar nicht zurecht, als ich das neulich ausprobierte 🙂 ). Die schaffens zudem auch, im Gegensatz zum Verein gutes Marketing zum Thema zu betreiben, nur eben in die thematisch andere Richtung.

Auch im St.-Pauli-Forum gibt es beständiges Rauschen zu dem Thema. Auch hier nicht in der Intensität der ersten Tage, aber dass im Hintergrund „gewerkelt“ wird, kann man beispielhaft diesem Faden entnehmen. Interessant finde ich dann auch das hier. Ist ja auch eine der Fragen die mich umtreiben, wie kommt es, dass der ganze „Hype“ um den Taler eine so große Welle vor sich her treiben kann. Leider verflachte die Diskussion dort doch recht schnell wieder.

Von Vereinsseite ist es zum Thema fast schon überraschend ruhig in den letzten Tagen. Ich vermute man versucht die Geschichte auszusitzen, mal schauen ob das was wird. Ich habe daran inzwischen tatsächlich Zweifel. Wäre schön, wenn die Initiative ihr Ziel erreicht. Ich werde das ganze leider nur von außerhalb sehen, da mir die 45 Euro für die Südkurvensitzplätze leider zu teuer sind (bitte dies nicht als Kritik am Verein verstehen. Wenn sie die Sitze loswerden ist das durchaus in Ordnung. Mal schauen was die ebenfalls neuen Nordkurvenplätze kosten).

Sogar in den Blogs finden sich viele Artikel zum Thema, Ringfahndung und The Boys and Eve nur mal als zwei aktive Beispiele genannt.

Es bleibt also Spannend und ich verfolge die Welle bzw. den „Hype“, und harre der Dinge die da kommen mögen.