Neptun 500

Hamburg, 12:30, Europapassage.

Gemütliches Essen holen beim Inder. Plötzlich durchschallt die Passage ein Gong.
Erster Gedanke „Bahnhof“.
Eine freundliche, weibliche Stimme säuselt sanft äußerst nachdrücklich: „Neptun, 500!“

Etwa im 20 Sekundenrythmus wird diese Aufforderung wiederholt.
„Neptun, 500!“ Immer wieder.
„Neptun, 500!“ Gefühlt etwa eine halbe Stunde lang (ja, wir haben uns hingesetzt und dort gegessen). Immer wieder. „Neptun, 500!“ Und wieder.
„Neptun, 500!“.

Die Kollegin überlegt, ob es sich um die Aufforderung zur Evakuierung handelt.

„Neptun, 500!“.

Vielleicht auch der Wunsch an den Herrn Neptun, doch einmal die Nr. 500 zu wählen.
„Neptun, 500!“. Neptun hat heute bestimmt frei.
„Neptun, 500!“. Aber das weiß wohl niemand an den Knöpfen und Hebeln.
„Neptun, 500!“. Möglich auch, dass es eine sublime Botschaft enthält.
„Neptun, 500!“. Nur welche? „Geht baden!“
„Neptun, 500!“.

Und dann: Stille. Fast irritierend. „Neptun, 500!“

Das einzig doofe ist jetzt, dass ich nie erfahren werde, was in der nächsten Stunde das Motto der Europapassage ist.
„Mars, 600“? „Venus, 2.100“. Wer weiß…

Unerwartetes Sightseeing…

Nichts Böses ahnend einen Abend mit Freunden auf dem Hamburger Kiez genießend, in einer Bar abhängen… Was trinken, Musik hören, Tanzen und plötzlich ist einer Freundin die Handtasche geklaut worden. Peng! Überraschend schnell lässt die Wirkung des Alkohols nach, man bemüht sich in der Gruppe die Freundin zu beruhigen, die Handtasche evtl. wieder aufzutreiben, Lösungen für Probleme zu finden, die vor wenigen Minuten noch gar nicht existierten.

Erschreckend wie schnell aus einem schönen Abend einfach nur Stress werden kann. Und für die Betroffene noch viel übler. Als nur indirekt Betroffener denkt ein Teil von einem irgendwie immer auch „gut dass es nicht meine Sachen waren“, hat Postwendend ein schlechtes Gewissen und überlegt wieder wie man helfen kann.

Bisher noch nie drüber nachgedacht, aber was so ein Taschenverlust für den betroffenen für Konsequenzen hat, ist schon recht erschreckend. Wie sehr man von den diversen Kleinigkeiten abhängt, die man so dabei hat realisiert man halt auch da erst nachdem sie weg sind. Der Verlust von Handy, Portemonnaie und Schlüssel reichen da schon für ziemlich viel Chaos im Alltag.

Und dann ist man bei der nächstgelegenen Polizeiwache um den Diebstahl anzuzeigen. Und das ist in Hamburg auf dem Kiez nun mal die Davidwache die wohl eine der berühmtesten Polizeiwachen in Deutschland sein dürfte. War ich noch nie, muss ich eigentlich auch nicht haben. Sightseeing eben. Und irgendwie schon wie im Fernsehen. Vor allem wenn im Gang gerade die Damen und Herren von der Polizei laut fluchende Menschen in Richtung irgendwelcher geheimnisvoller Türen befördern.

Immerhin meinte der freundliche Herr von der Polizei nach dem die Anzeige aufgegeben war, dass die meisten Taschen inkl. Schlüssel, Ausweis etc. sich nach wenigen Tagen wieder auffinden… Verbliebener Rest-Optimismus sozusagen. Bleibt mir zum Ende nur noch ein gepflegtes „Arschloch“ und ein paar weitere böse Wünsche (Blitz beim Scheißen und so…) an den Handtaschendieb (man verzeihe mir die unflätige Ausdrucksweise, aber in dem Zusammenhang fällt mir sonst echt nichts mehr ein…) und der Wunsch dass die Freundin die Tasche dann doch möglichst vollständig wieder bekommt.