Vorgelegt

Oh man. Da lässt man die auf drei platzierten Augsburger wieder auf einen Punkt rankommen, damit man sich bloß nicht zu sicher fühlt, und hat dann ein Heimspiel. Gegen den 17. Und mussmussmuss gewinnen, damit man nicht abrutscht, damit man vorlegt.

Und dann erzählt Stani auch noch was davon, dass wir am Freitag siegen wollen und werden. AAAAH! Wenn der Trainer sagt, dass wir gewinnen, verlieren wir. Irgendwie alles schlechte Omen.

Und so begann das Spiel auch. Fahrig. Unkonzentriert. Mit Einsatz und guten Ansätzen, aber der fehlenden Konsequenz. Bis auf beim Elfer. Das Foul gegen Takyi wohl außerhalb des Strafraums. Folgerichtig schießt Bruns den unberechtigten Elfer erst mal am Tor vorbei. Wir sind ja fair. Dass der Schiri dann wiederholen lässt… naja, wir können ja nix dafür, und… okay, dass Matze Lehmann im zweiten Versuch in die Arme des Torwartes schoss lag eher an diesem… Aber.. Zwei Elfer kein Tor. Dit is St. Pauli, wa?

Ich Idiot. Ich guck ja sonst nie hin, wenn ein Elfer für uns geschossen wird. Schlechte Erfahrungen und so. Aberglaube. Und Freitag? Ich denk noch “Der Flo, der Bruns, der kann ja Elfer, ich schau mal was passiert”. Is klar, ne?

Zum Glück ist Takyi inzwischen wieder in Form. Zum Glück trifft er sogar vom Strafraumrand zum eins zu null. Entspannung. Und kaum war Song 2 vorbei, auch schon das zweite Tor, diesmal durch Deniz Naki. Faszinierend übrigens, wie lang drei Sekunden dauern können, wenn man dem Spieler dabei zuguckt, wie er schießt, den Ball zurück bekommt, die Abwehr verlädt, wieder schießt, Tor!

Oh man. Mit 2:0 zur Pause. Das war schon deutlich besser. Vorgelegt, irgendwie.

Und dass Koblenz dann aufmachen muss, dass St. Pauli – an guten Tagen – einen brillanten Konterfußball spielt… Nix neues. . Irgendwann stands 6:0, wobei die Koblenzer Abwehr auch nicht ihren besten Tag erwischt hatte. Direkt nach dem 6:0 fiel dann noch der Ehrentreffer für die Koblenzer (Zaubertor!).

Dann passierte ne Weile nix, dann Abpfiff. Vorgelegt!

Feiner Abschluss des Zweitligawochenendes dann natürlich, dass der FSV-Frankfurt den Augsburgern ein 1:1 abtrotzen konnte. Jetzt sind wir 3 Punkte und 14 Tore vor Augsburg. Und es sind noch zwei Spiele zu spielen. Ein Sieg, und wenn nichts völlig absurdes passiert, sind wir durch. Das wird schwer genug. Fürth lag uns noch nie, und Paderborn spielt auch keinen schlechten Ball. Aber das wird. Das muss.

Kraechz.

Wie gut, dass ich keinen Podcast mache, hier. Sonst würdet ihr mich nämlich gerade nur leise vor mich hinkrächzen hören. Aber da ich tippe.. naja, schreiben geht 😀

Krächzen weil ich heiser bin. Heiser, weil wir gestern Abend Augsburg erst in Grund und Boden gesungen und gebrüllt und später auch gespielt haben. Woah. Was war das laut! Toll. Ich kann mich nicht entsinnen, dass es diese Saison schon einmal so intensiv war, am Millerntor. Offenbar hatten sich alle ein Herz gefasst, nach den Diskussionen und Scharmützeln der letzten Wochen, und wollten sich auf das Wesentliche besinnen.

Fussball.

Und wie. Die erste Hälfte war durchwachsen, ungefähr gleichstarke Teams, die aber beide keine wirklich riesigen Torchancen hatten oder zuließen. Schon vor dem Spiel gab es ja einige, die mit einem unentschieden rechneten.

Aber dann. Wiederanpfiff, es wurde noch lauter, und auf dem Platz hatte man auch den Eindruck, als wolle St. Pauli jetzt den Sieg. Plötzlich noch mehr, als zuvor. Fast folgerichtig fiel dann auch das 1:0 durch Lehmann. Glück, dass das Tor von Augsburg vorher nicht gegeben wurde. Abseits. Unglaublich enge Kiste, aber ich glaube, das kann man als Abseits werten. Trotzdem Glück. Und das war’s dann irgendwie für Augsburg. Nach dem Rückstand gelang nicht mehr viel, und St. Pauli spielte selbstsicher und noch eine Spur besser als vorher. Als Ebbe das 2:0 machte, war gefühlt schon alles klar, und auf den Rängen gab es kein halten mehr.

Noch vier Spieltage bis Saisonabpfiff. 4 Punkte Vorsprung auf den Dritten. Das ist entspannter als ich befürchtet habe. Wenn alles so eintrifft, wie ich mir das gerade ausrechne… Aber das sehen wir dann. Zu öffentliche Prognosen bringen Unglück.

Am Freitag geht’s nach Berlin um dort am Samstag das Spiel gegen Union zu sehen.

unionticket

Das wird bestimmt großartig, zumal am Abend vorher noch ein fußballerisches Einläuten des Spieltags in guter Gesellschaft geplant ist.

Die Bezugsgruppe ist fast vollzählig vor Ort, dazu ein paar Gastrauten, ein paar Berliner und der eine oder andere Überraschungsgast. Ick freu mir, wa?!
Um mich mal auf die Zielstadt einzustimmen.

Mal schauen, ob ich nach Berlin wieder keine Stimme habe. Wäre nicht das Schlechteste 🙂

So schmeckt also Lenkrad

Eigentlich war alles halbwegs gut, bis ich mich zum Aufbruch bereit machte. Man soll sich halt echt nix vornehmen, wenn Fußball ist. Jedenfalls nicht wenn Fußball ist, den die eigene Mannschaft zelebriert arbeitet.

Aber von vorne:

Augsburg, dachte ich mir, müsste ja eigentlich eine schaffbare Aufgabe sein. Die hatten zuhause noch nicht so richtig überzeugt, und wir spielen ja in der Fremde sogar erfolgreicher, als zuhause. Deutlich. Klares Ding, eigentlich.

Nach einer halben Stunde fiel dann auch brav das erste Tor für unseren FC St. Pauli. Alles fein. So hatte ich mir das – ungefähr – vorgestellt. Alles lief nach Plan.

Dass der Schiedsrichter dann meinte für “den Ball dem Gegenspieler von hinten abnehmen und ihn im Anschluss daran zu berühren” mit einer roten Karte bestrafen zu müssen war mindestens eine harte, wenn nicht gar eine ungerechte Entscheidung. Hallo? Lechner spielt so dermassen eindeutig den Ball, bevor er dann auch den Gegner trifft? Niemals rot. Gelb. Vielleicht.

Ärgerlich. Sehr.

Naja, nach der Halbzeitpause mußte ich mich dann für die Abfahrt vorbereiten, in Gedanken verfluchte ich noch, dass ich mal wieder nicht geschaltet hatte, als ich “Sonntag, 15:30” als zulässigen Zeitpunkt für eine Verabredung akzeptiert hatte. Aber nun gut. Ich hatte eigentlich das Gefühl, meine St. Paulianer seien in besten Händen. Sozusagen.

Noch nicht ganz auf der Schwelle nach draußen fiel dann das ärgerliche 1:1 für die Augsburger. Super, so kann ich doch mein Team nicht einfach alleine lassen. Kaum gedacht, macht Morena das 2:1. Dummerweise nicht für seinen Verein, sondern als Eigentor. Hmpf. Und ich mußte los. Immerhin fühlte ich mich unschuldig an den beiden Gegentoren, ich war ja noch anwesend, als diese fielen. Konnte also sozusagen beruhigt abfahren, da meine Anwesenheit am Rechner heute ja eh nichts ändern würde.

Und, was soll man machen, die Twitter Gefolgschaft auf die letzten 30 Minuten einschwören und los.

Tweet vor dem Aufbruch

Im Auto Fußball erleben ist – und das war mir vorher gar nicht so bewußt – die Hölle.

Zunächst mal das Radio nach einem Sender durchwühlt, der irgendwas von dem Spiel bringen könnte.
Als ich dann NDR 1 Hamburg drin hatte, fast schon glücklich, als der Moderator direkt erwähnte, dass es sich um eine Sportsendung handeln würde, die sich in der nächsten halben Stunde “voll in den Endspurt der Zweitligapartien stürzt”.

Ich hatte mir also sowas erhofft wie… naja, sagen wir 15 – 20 Minuten Live aus den drei Stadien, in denen Zweitligafußball gespielt wurde.

Was ich bekam war…

Einen Moderator, der gefühlte 10 Minuten lang erzählte, wie toll die Sendung werden würde, weil diverse Highlights noch auf uns warten würden. In den nächsten 5 Stunden.

Daran anschließend irgendein komisches Lied, das nach einer Mischung aus Schlager und Volksmusik klang (also perfekt ausgewählt für das typische Fußballpublikum).

Eine Moderation, die nochmal ausgiebig (gefühlte 5 Minuten) anmerkte, wie toll es sei, dass ich gleich die spannende Endphase der Zweitligapartien hören dürfte und wie toll sie sei, dass sie uns das jetzt schon verrate.

Noch irgendwas Musikartiges, das aber irgendwann unterbrochen wurde.

Den Moderator, der ausführlich ankündigte, dass jetzt in die Stadien der spielenden Zweitligisten geschaltet würde, um die spannende Endphase der Spiele zu hören.

Und dann eine Schalte nach Fürth, die gegen Duisburg spielten. Ergibt Sinn, bei einem Sender, der ausschließlich in Hamburg sendet. Die haben am Abend bestimmt auch 2 Stunden über Bayern:Bayer berichtet um dann noch 2 Minuten auf HSV:Bochum einzugehen. Ist schließlich auch in Hamburg viel wichtiger.

Ach ja, und: 2 Minuten aus dem Stadion in Augsburg. Der Kommentator wußte nicht so recht, wie die Spieler hießen, und kam natürlich auch nicht auf die Idee, dem geneigten Zuhörer mal zu erklären, wie es eigentlich gerade steht. Ich mein, sicher, wir hören natürlich alle die ganze Zeit Radio. Ohne Unterbrechung.

Als dann der Moderator (muß so um die 85. Spielminute gewesen sein), wieder dran war, schaffte er es immerhin endlich, mal die Zwischenstände der Spiele zu benennen. Die Freude war natürlich groß, als ich – ungefähr 20 Minuten zu spät – erfuhr, dass wir gar nicht mehr zurück lagen. Jubelnd fuhr ich also weiter durch das Hamburger Umland. Da hatte sich @ring2 ja nicht lumpen lassen, als er den versprochen hatte.

Tweet von @ring2 "Ausgleich"

Natürlich mußte dann erstmal wieder zum Überrelevanten Spiel nach Fürth geschaltet werden. Natürlich nicht, ohne den exklusiven Hammergag, den vermutlich noch niemand vor ihm gemacht hatte: “Fürth führt nicht in Fürth, Fürth liegt zurück”. Wat hebt wi lacht. Nicht.

Und plötzlich grölte dann der Kommentator aus Augsburg dazwischen. “TOR IN AUGSBURG”. Hallo? WO das Tor gefallen ist, ist doch bitte echt zweitrangig, für WEN wäre spannend gewesen. Also wurde umgeschaltet nach Augsburg. Und der Kommentator erzählte mit Begeisterung von jubelnden Spielern, die quasi mit dem Abpfiff das Spiel entschieden hätten, von hängenden Köpfen auf der Gegenseite, von einem am Ende vielleicht glücklichem, aber nicht unverdienten Sieg.

Und nach realistisch wohl 30 Sekunden, gefühlt waren das eher 30 Minuten, erwähnte er dann beiläufig, dass ein Augsburger das Tor geschossen hatte. Für Augsburg.

Nach kurzem Schimpfen schlossen sich meine Zähne fest um das Lenkrad. So schmeckt das also.

Nie wieder Fußball im Radio. Echt nicht.

Ich meine.. Hey, wenn die eine Musiksendung machen, und in einer halben Stunde Musiksendung werden 7 Minuten Musik gespielt, beschwert sich doch vermutlich auch jeder, oder?

Nun denn. St. Pauli ist Immer noch Dritter. Und wie fast immer verbaseln wir die entscheidenden Spiele, um uns mal etwas abzusetzen. Okay. Auswärts kann man, nach roter Karte und ner Stunde in Unterzahl verlieren. Totzdem ärgerlich.

Und was lernen wir daraus?

Tweet: Mit nichts kann man euch alleine lassen

Das nächste Auswärtsspiel verbringe ich jedenfalls nicht im Auto. Definitiv nicht.

Hatte ich erwähnt, dass ich fast alle Radiosendungen und Sender hasse? Ich weiß wieder, warum.