Über Gläser und Flaschen – St.Pauli:SV Wehen

Eine mir sehr liebe Freundin weist mich häufiger darauf hin, dass ich ja ein “Glas-halbvoll-Typ” wäre. Und meistens hat sie damit recht.

Also bin ich noch ganz kurz der Glas-halbvoll-Typ:

Der FC St. Pauli hat beim SV Wehen-Wiesbaden mit 3:1 verloren, weil man so den Konkurrenzdruck auf unsere “Freunde” aus Rostock erhöhen wollte. Immerhin müssen die auch Druck von unten bekommen, damit sie auch wirklich am Ende der Saison in die Untiefen der 3. Liga absteigen.

Außerdem freut sich Frau Jekylla bestimmt, wenn ihr Heimatverein aus Wiesbaden nicht absteigt.

Nur, eigentlich…

Nicht, dass ich es nicht gesagt hätte, hätte mich jemand gefragt. Sozialamt der Liga. Robin Hood des deutschen Fußballs. You name it: FC St. Pauli.

Die Wehener  hatten ja nur 8 Spiele in Folge verloren, also mussten wir da Aufbauhilfe leisten. Alles nichts neues.

ABER: Ich habe endlich eine Erklärung dafür.

Stellen wir uns die Situation doch vor:
Man ist Fußballer. Spielt bei einem Verein, der sicher nicht schlecht zahlt, tolles Umfeld, super Stadt. Vielleicht auch noch nettes Team.
Kurz: Man mag seinen Job.
Dummerweise ist man vielleicht nur ein mittelmäßiger Zweitligaprofi, ohne wirklich glaubwürdiges Potential nach oben. Hat vor 2 Jahren noch in der dritten Liga gekickt.

Vielleicht würde man irgendwann anfangen, sich zu fragen was eigentlich passiert, wenn der Club wirklich Erfolg hat. Aufsteigt. Vielleicht wird der Vertrag dann nicht verlängert? Vielleicht muß man sich einen neuen Club, einen neuen Job suchen. Klar, man findet einen, immerhin ist man ja erfahrener Zweitligaspieler. Und man spielt ja auch nicht schlecht, nur.. will man das? Will man nach Osnabrück, in die Pampa an der niederländischen Grenze? Will man zum SC Paderborn? Oder gar zum FC Augsburg (Auggschburrg)? Gruslige Vorstellung. Nee, man will in Hamburg bleiben, beim FC St. Pauli, hier ist alles cool, alles gut. Nur.. dann darf man ja nicht aufsteigen.

Und dann hat man das ganze im Kopf. Vielleicht unbewußt, irgendwo tief hinten drin. Aufstiegsangst. Und was wäre da naheliegender, als die leichtesten Auswärtsspiele abzuschenken? Zumal die Fans die Spieler ja wieder lieb haben, solang sie zuhause wieder besser spielen. Siegen.

Nur so ‘ne Idee. Habt ihr bessere? Mir fehlt es nämlich echt an Erklärungen dafür. Bei Aachen dominant und gewonnen, und dann das. Also.. wenn ich mir das so ansehe, auswärts, bei den Abstiegskandidaten…

Da ist nichts mit Glas halb voll. Da ist Flasche leer!

Choreographie gegen Augsburg

Ich weiß, ich bin etwas spät 😀

Aber das Spiel St. Pauli vs. EC Augsburg (1:1) gab irgendwie nicht wirklich viel zu erzählenher. Trotzdem wollte ich das Foto von der Choreographie (im Übrigen fand ich die einigermaßen großartig!) noch irgendwie verbloggen.

Also, here you go, Blick aus der Südkurve auf Ecke Nord/Gegengerade. Ich hoffe man bekommt einen einigermaßen brauchbaren Eindruck.

choreo_augsburg

St. Pauli ‚til I die

Ich habs getan. Ich hab ja schon länger mal drüber nachgedacht, aber jetzt war ich wirklich da.

Ich war beim HSV-Spiel.

Nicht irgendeines, sondern immerhin so richtig international, UEFA-Cup, gegen Galatasaray Istanbul. Ich finde, das geht fast schon als Ausrede durch, oder? Ich mein es dauert halt auch noch mal gepflegte 2-3 Jahre, bis wir am Millerntor UEFA-Cup sehen können 😉 …Oder so. Und ich geb sogar offen zu, dass ich bei der Partie für den HSV war. Ja. War ich.
Ganz lieben Dank übrigens nochmal an Frau Pleitegeiger, die mir zauberhafterweise die Karte besorgt hatte.

Genug Formalia vorweg.

Ich saß in der Nordkurve, Block 26b, also äh..naja, fast mitten in den Hardcore-Fanplätzen. Irgendwie. Oder halt darüber. Unter mir direkt der Stehplatzblock.
Wobei meine Sitznachbarn mir nur zum Teil wie Fußballfans vorkamen. Zwischendurch hab ich ernsthaft überlegt, ob ich vor allem dem Grüppchen zur Linken erklären sollte, warum ich mich gerade über das Spiel aufrege.
Die äh.. “Beteiligung” ließ doch für meinen Geschmack zwischendurch eecht zu wünschen übrig. “Susi! Hast Du gestern  mitbekommen wie der Günther blablabla?”. Hallo?!? Fußball?!?
Die Stimmung war äh, beschränkt überschäumend? ich finde ja, dass solche Spiele für den Fan Feiertage sein sollten. Ist doch eben nicht gerade das vierte Saisonspiel  gegen Graue-Maus-Der-Liga-Truppen wie Schalke, Berlin oder Bochum…
Klar, als St. Pauli-Fan ist es leicht das zu sagen, für uns wäre ja schon UIC der Hammer gewesen, aber naja.. Jedenfalls war die Stimmung zurückhaltend-kritisch. Klar, die Heimmannschaft spielte gerade in der ersten Hälfte teilweise auch eher auf F-Jugend-Niveau (Alle auf den Ball, wenn der Gegner dann den Pass auf den freien Spieler schlägt verwirrt hinterhergucken und feststellen, dass 5 Spieler innerhalb von 10m² vielleicht etwas ungünstig aufgestellt sind), so dass ich verstehe dass die überschäumende Begeisterung nicht so richtig rauskommen wollte. Aber irgendwie fehlte mir von Anfang an das nach vorne Pushen des Teams. Und so ein gellendes Pfeifkonzert zur Pause habe ich bei St. Pauli glaube ich noch nie gehört. Und sicherlich nicht in einem solchen Spiel. Trotz schlechter Leistung hätte ich eher erwartet, dass hier eher Aufbäumen von den Rängen kam. Immerhin ging es halt auch nicht gegen Wehen-Wiesbaden. Aber okay, die Ansprüche sind wohl andere.

Zugegeben sehr cool finde ich, dass die Stellinger Ihren Stadionsong live präsentiert bekommen. Die Musik bei St. Pauli finde ich ja um längen besser, aber dass Lotto das da im Stadion singt, hat echt was.
Trotz des grusligen Liedes 😀
Zumal er einfach auch glaubhaft als HSV-Fan rüberkommt. Irgendwie halt was anderes als ne Plastikband mit nem Plastiksong in Sinsheim.

(Momente, in denen ich anfange darüber zu träumen, wie cool ein CL Halbfinale bei St. Pauli wäre. Mit ein bisschen äh.. aufpimpen 😉 AC/DC spielen live Hells Bells zum Einmarsch, Blur performen bei unseren 4-6 Toren Song 2… Und nach dem Spiel rocken wir den Kiez.). Ja, mir geht’s gut.

Aufgefallen ist mir, dass der Spacken-Anteil im Stadion echt unauffälig war. Gerade gegen ein türkisches Team hab ich eigentlich fast idiotische oder auch rassistische Sprüche erwartet, das HSV-Klischee sitzt einfach sehr tief (fairerweise hätte ich glaube ich auch bei St. Pauli von vereinzelten Idioten schwachmatische Sprüche erwartet). Aber ich habe tatsächlich nichts negatives mitbekommen. Weder von den Stehplätzen unter mir, noch von den Sitzplätzen in meiner Nähe. Auch auf der An- und Abreise war wirklich alles völlig im Rahmen. Das extremste was mir begegnete war ein Galatasarayfan vor der Nordkurve (wir erinnern uns: HSV-Fanblock) der eine St. Pauli-Totenkopf-Flagge auspackte und damit rumwedelte. Wurde dann auch mal gepflegt angepöbelt. Aber auch wieder “EYYYY NIMM DIE FAHNE WEG… “. Und ganz klar, wenn bei uns in der Südkurve ein Gästefan sich mit HSV-Fahne präsentiert dürfte dasselbe in grün passieren. Ich habe nicht einen rassistischen Spruch gehört. Ich hab kein übermäßig aggressives Verhalten mitbekommen. Scheinbar hat sich im Volkspark in dieser Hinsicht doch was geändert.

Ich war ja – siehe oben – für den HSV.  Ich mag Galatasaray auch irgendwie so genau gar nicht. Naja. Auch egal. Jedenfalls hab ich in gewissen Phasen zumindest im Kopf durchgespielt, wie es wäre, die Lieder des HSV-Anhangs mitzusingen. Geht nicht. Ich konnte mich wunderbar über die Spieler, den Schiri etc. aufregen. Kein Problem. Ich konnte Pöbeln wie zuhause. Mitleiden, Mitfiebern, alles gar nicht schwer. Aber Singen? No way.
Die Melodien in Deutschlands Stadien sind eh zu 70% oder so identisch, das wäre nichtmal das Problem gewesen. Aber selbst wenn ich gewollt hätte, an den entscheidenden Stellen wäre mir jedes Mal ein gepflegtes St. Pauli über die Lippen gekommen. Klingt auch viel besser. Und passt auch viel besser auf die Melodien. Ich hatte zugegeben aber auch beim Einlaufen bei Spielbeginn das intensive Bedürfnis laut “St. Pauli! St. Pauli!” zu rufen.

So macht einem das Unterbewußtsein schon irgendwo sehr charmant deutlich, welcher Verein denn der eigene ist. Ich kann gar nicht anders als St. Pauli. 🙂

Bleibt also zum Ende eines unterhaltsamen Fußballabends beim Lokalrivalen folgendes: Ich komm gerne mal wieder. Aber im Herzen war, bin und bleibe ich St. Pauli ‘til I die.