Give me something to sing about!

Zugegeben: Ich habe in den letzten Wochen nicht wirklich viel gebloggt hier.

Ab und zu mal einen oder zwei Beiträge, aber großartig produktiv war ich nicht. Wenn ich mich an meinen eigenen Ansprüchen messe, die ich mir auferlegte als ich mit diesem Projekt anfing, müsste ich sagen ungenügend. Im September hatte ich noch die Idee jeden Tag einen neuen Beitrag zu veröffentlichen. Nach dem die Anfangseuphorie dann verflogen, die Gewohnheit eingetreten, und mich der Oktober durch eine längere durch Krankheit verursachte Schaffenspause bremste, wurde es dann weniger. Seit Januar klappt es jedoch ganz gut. Ich habe meine Ziele meiner Realität angepasst. Schreib, wenn du was zu sagen hast. Halte die Klappe, wenn dir nichts einfällt. Aber heimlich wünsche ich mir natürlich schon, dass hier jeden Tag oder wenigstens alle zwei Tage was passiert. Und klar ist, es liegt nur an mir.

Klingt als hätte ich nichts zu sagen? Doch:

Tweet! Plirk!

Meine Internetgeschichte – bzw. der Teil meiner Internetgeschichte, der was mit sozialen Kontakten zu tun hat – fängt im IRC an. Vor inzwischen gut 11 Jahren. Ich bin also im Prinzip da sozialisiert worden. Damals noch mit Minutenpreisen im zweistelligen Pfennigbereich. Selbst als ich intensiver anfing das Netz zu nutzen, waren das vor 21:00 Uhr noch 12 Pfennig, alle 2,5 Minuten. Vor 18:00 Uhr war es noch einmal teurer. Das führte damals dazu, dass die Kommunikation sehr intensiv war. Fast alle User waren zwischen 21:00 und 23:00 „da“. Und in dieser Zeit wurde geredet, was das Zeug hielt. Irgendwann kamen dann die Flatrates. Die Usage verteilte sich über den Tag. Bzw. wir „Core Chatter“ waren einfach immer da. Wenigstens technisch. Das war so ungefähr 1999. Die Kommunikation wurde etwas mehr, aber eben nicht so viel, wie nötig gewesen wäre, um die ganze Anwesenheit zu füllen. Chatten wurde langweiliger. Niemand war mehr an diesen 2-Stunden-Slot gebunden, so dass aus größeren Gruppen die zeitgleich redeten immer kleinere wurden. Wir waren ja eh immer in der Lage reinzuschauen. IRC wurde weniger interessant und irgendwann verabschiedete ich mich mehr oder weniger unbewusst davon.

Hatte einfach nicht mehr das Bedürfnis. Vor etwa 1,5 Jahren dann, habe ich wieder reingeschaut. Nett. Die alten Leute wiedersehen und wieder kommunizieren. Einige waren inzwischen – wie ich – berufstätig. Das limitiert den wirklich aktiven Zeitraum wieder und so entstand wieder Kommunikation. Aber nach einer Weile wurde das dann doch wieder weniger interessant. Ich bin immer noch im IRC, aber irgendwie in den falschen Räumen oder so. Es gibt Tage, da sage ich dort gar nichts.

Und jetzt kommt Twitter ins Spiel: Twitter erhebt nämlich nicht den Anspruch von Echtzeit. Das ist, wenn man sich darauf einlässt ein unglaublicher Vorteil. Ab und zu entwickeln sich eben kleinere Dialoge, aber meistens ist es eben nur das – ich schrieb es neulich schon – Rauschen im Äther. Und Twitter nimmt inzwischen einen Teil meiner „Kommunikations-Energie“, die sonst in mein Blog geflossen ist auf. Frau Jekylla hat gestern nicht ganz falsch angemerkt, dass beides nicht geht. Bloggen und Twittern. So extrem sehe ich das nicht, aber ihr Blog ist auch dynamischer als meines. Und mit irgendwo bei 50 Kommentaren pro Artikel ist der Aufwand und der Kommunikationswert natürlich größer. Twittern jedenfalls macht, dass ich über kleinere Dinge nicht mehr blogge. Das ist vielleicht irgendwie schade, weil aus den 140 Zeichen die man in Twitter schreibt durchaus ein 1400 Zeichen Artikel werden könnte. Aber im Moment ist es einfach so. Ich will mich da auch nicht zu sehr in irgendein Korsett zwängen.

Seit Freitag nun gibt es weitere Konkurrenz im Hause Curi0us: Plurk. Irgendwie wie Twitter in horizontal, aber doch irgendwie auch ganz anders. Plurk lebt auch von kurzen Mitteilungen. Der für mich große Unterschied ist aber, dass es neben den einzelnen Tweets, die wir dort Plirk nennen auch die Möglichkeit gibt pro Plirk einen eigenen Chat-Thread aufzumachen. Also sozusagen eine Twitter-IRC-Kreuzung. Genau das richtige 🙂 Microbloggen UND chatten in einem.

Plurk UND Twitter haben für sich genommen schon ein gewisses Suchtpotential In Kombination finde ich beide fast schon gefährlich. Und wie immer, wenn etwas neu ist, beschäftigt man sich damit noch intensiver als dann im Alltag. Das trifft gerade auf mich und Plurk zu. Deshalb ist hier also in letzter Zeit so wenig passiert. Aber: Das soll anders werden Ich hoffe ich habe mich an Twitter und Plurk ausreichend gewöhnt und habe den festen Vorsatz hier wieder mehr zu schreiben. Natürlich brauche ich dazu auch Themen, aber ein paar davon kristallisieren sich schon in meinem Hinterkopf. Und einen längeren Artikel habe ich auch noch in der Pipeline, nur dass ich an dem noch arbeite. Vielleicht wird das aber auch eine Serie (macht euch keine Hoffnungen, es wird trivial).

Wer sich trotz Suchtgefahr an Twitter oder Plurk versuchen möchte, findet mich hier:
Twitter Plurk

P.S. Lieben Gruß an Frau Jekylla. Sie wissen schon warum 🙂

Twitter? Wer?

Auch wenn Richie sagt, dass „wir Blogger natürlich alle voll cool“ sind, irgendwie fand ich Twitter am Anfang ziemlich scheiße. Zum Chatten gibt es andere, dafür besser geeignete Netzwerke (IRC, Skype, ICQ, YM, you name it…). Irgendwie habe ich mich dann, nachdem das mit dem Twittern bei mir dann auch losging, gefühlt recht lange gedrückt einen Beitrag zum Thema zu schreiben, auch wenn mir das schon länger auf der Zunge liegt. Und als ich dann kurz davor war, haben plötzlich alle anderen was dazu gesagt. Irgendwie scheint „Twitter“ das aktuelle Hype-Thema in Klein-Bloggersdorf zu sein. In den letzten Wochen habe ich dabei gefühlt 20 Beiträge in ganz verschiedenen Blogs gelesen.
Besonders erwähnenswert finde ich die wirklich spannende Interviewreihe von Cem Basman , die zeigt, dass @Frank93 einen Fanclub braucht und das „A-BloggerTwitterer“ es ungefähr so ähnlich nutzen (wie ich).
Patrick, der Werbeblogger hat auch seinen Senf dazu gegeben und eigentlich ziemlich gut den Punkt getroffen (Twitter ist Reduktion, Zusammenrücken, Schnell).

Warum jetzt doch was von mir dazu? ich bin gierig 🙂 Richie und seine Freunde verlosen einen Amazon-Gutschein. Und da ich das Thema sowieso noch auf der Bloggen-Liste hatte, nehme ich das dann jetzt als Anlass meine Perspektive auf das Thema Twitter zu schildern.

Los geht’s:
Wie und warum twittere ich?

Wie ich twittere ist eigentlich ziemlich einfach zu beantworten. Wenn ich am Rechner sitze und mir etwas durch den Kopf geht was ich „twitterbar“ finde, wird es in 140 Zeichen gepackt und rausgeschickt. Das kann ein Gefühl sein („Sonne, juhu“), eine Anmerkung zu meiner aktuellen Situation („gnarf, schon wieder Meeting, komme heute zu nichts“) oder irgendwas völlig anderes. Ich nutze auch den @having „Service“, wenn ich denn dran denke. Heißt wenn ich etwas verzehre landet es über „@having Kaffee“ dort und somit in Twitter.  Im Prinzip erfüllt Twitter so also die eigentliche Funktion. Microblogging, oft genug mit Kittencontent.

Wenn ich etwas mehr Zeit oder Lust habe, bzw. wenn mir nach Kommunikation ist, schaue ich in meinen Tweetstream und gucke was da so passiert. Ab und zu gibt es Dinge auf die man Antworten kann, das nutze ich dann auch. Twitter also als entschläunigtes Chat-Tool, wenn man so will. Das positive ist – das hat Patrick sehr schön dargestellt: Man kann sofort reagieren, aber auch 20 Minuten später. Bisher haben sich daraus keine langen Unterhaltungen entwickelt. Das ist aber gefühlt auch nicht Ziel von Twitter, bzw. ist Twitter mir dafür auch zu unpraktisch. Man kann ja doch eigentlich auch schnell auf IM oder ähnliches Umsteigen. Als alter IRCer liegt das mir natürlich immer noch am nächsten fürs richtige Chatten.

Ein großer Vorteil von Twitter ist die einfache mobile Verfügbarkeit. Neulich z.B. spielte St. Pauli während ich in der Bahn nach Hause sass. Wissend, dass bestimmte Twitterati „live“ Twittern würden, habe ich also deren Device-Updates auf mein Handy geleitet, so dass ich immer wenn etwas im Stadion passierte eine SMS bekam. Auch die Mobile-Platform selbst ist sehr praktisch und gnadenlos einfach im Handling. Von daher war ich dann nach 15 Minuten auch wieder mit dem Handy online und habe mit gefiebert. Aber eben alles auf Twitter-Basis. Twitter dient mir also auch als sehr fokussierter Nachrichtendienst im engeren Kreis.

Ach so, ich nutze meistens Twhirl wenn ich am Rechner bin und m.twitter.com wenn ich unterwegs bin.

Mit wem twittere ich?

Angefangen habe ich aufgrund eines Posts vom Powerbook-Blogger. Mir war eh gerade langweilig und also habe ich mich bei Twitter angemeldet. Zunächst einmal Jog auf meine Follow-Liste gesetzt und dann geschaut wem er so folgt. Ein Paar der Namen kannte ich, denen bin ich dann auch gefolgt. Und ein paar von denen habe ich mir näher angesehen und bin denen dann eben auch gefolgt. Später kamen dann noch andere Blogger hinzu, deren Blogs ich schon las. Irgendwann fängt man dann an halbe „Unterhaltungen“ mitzubekommen, bei denen man eben nur eine Seite liest. Das ist dann der Grund auch Leuten zu folgen, von denen man sonst erst mal nur wenig weiß. Sprich ich schaue wer das ist, gucke meist auf sein Blog und wenn das interessant ist, folge ich erst mal. So entwickeln sich dann teilweise kurze Dialoge mit Menschen, die man überhaupt nicht kennt. Finde ich aber eher lustig bzw. interessant. Inzwischen folgen mir auch Menschen die ich nicht kenne von sich aus. Vermutlich aus genau dem gleichen Grund. Sie bekommen halbe Unterhaltungen mit, gucken wer dahinter steckt, folgen erst Mal. Man kann so herrlich einfach wieder unfollowen, das ist wie Blogs auf Probe abonnieren. Sollte mich jemand nerven kann ich ihn ganz schnell „ausschalten“.

Teilweise sind inzwischen eben mit wildfremden kurze Gedankenaustauschaktionen möglich. Teilweise ist man bzw. bin ich wohl einfach nur Groupe. Sascha Lobo z.B. folge ich, weil gefühlt alle zwei Tage eine Referenz auf eine seiner Aussagen kommt, und die will ich verstehen. Unabhängig von Sascha gilt also: Ich folge auch einzelnen, bei denen mir der Autor recht egal ist, ich will aber Zusammenhänge die andere aufgreifen verstehen. Anders herum bin ich aber über Twitter auch auf Menschen aufmerksam geworden, die dadurch interessant wurden, was sie schreiben.

Was?

Und was ist Twitter jetzt wirklich? irgendwie alles ein bisschen. Chat, aber nicht ganz. Blogs, aber nur kurz. Irgendwo ist Twitter auch meine kleine persönliche Soap-Opera, die den ganzen Tag parallel zu meinem Leben vor sich hin rieselt. Ab und zu greife ich ein, indem ich etwas zu einem Tweet sage, oder selber Soapy werde und erzähle, was ich esse, wo ich stecke, wie es mir geht. Und es ist für mich einfach schön zu sehen, was da draußen so passiert, während ich hier drinnen bin. Einer guckt Fußball, eine geht Golfspielen und freut sich über das Wetter. Einer hat was neues im Blog, eine regt sich über ihren Arbeitgeber auf. Ich freu mich über mein neustes WII-Spiel, und einer stöhnt weil ich der 5te bin, der sich heute darüber freut und er selbst immer noch keine WII hat.

Das ist alles schrecklich trivial, genau so trivial wie Daily-Soaps. Aber ein zentraler Unterschied besteht: Es ist echt. Da stecken wirkliche Menschen dahinter, mit denen man sogar reden kann. mal schauen, wenn das klappt gibt es im Sommer ein Tweeters-Meet in Hamburg. Spätestens dann wird aus Twittern mehr. Ich freu mich drauf.