Der Aleksandar Ristic des HVV

Erinnert ihr euch noch an Aleks Ristic, den Fußballtrainer? Eine seiner Besonderheiten war, dass er immer mal wieder dem Linienrichter Schiedsrichter-Assistenten auf Höhe der Trainerbank einen Bonbon zusteckte. Das ganze wirkte nie wirklich wie ein Akt der Bestechung, einfach nur Ristic-Like und eigenartig.

Ich glaube ich habe Ristic‘ Zwilling gesehen. Er fuhr mit mir im Bus.

Kennt ihr diese merkwürdigen Busbegleiter in den roten Jacken? Ich blicke nicht genau welchen Zweck sie erfüllen, zumal die immer nur im Bus herumsitzen (wobei sie brav ihren Sitzplatz räumen, wenn ein Passagier dort sitzen möchte) und mehr oder weniger interessiert durch die Gegend gucken. Jedenfalls stieg neulich ein älterer Herr in den Bus, griff in seine Tasche, holte einen Bonbon heraus, drückte diesen dem – doch etwas verdutzt guckenden – Busbegleiter in die Hand. Danach setzte er sich hin und schaute aus dem Fenster. Keine weitere Interaktion, kein Gespräch, nur die Bonbon-Übergabe. So stelle ich mir das immer vor wenn irgendwo wieder was von Drogendealern in der U-Bahn steht. Nur dass die ihren Stoff vermutlich nicht in der Form mit sich führen.

Ich werde also in den nächsten Tagen mal darauf achten, ob einer der Busbegleiter einem Fahrgast Geld zusteckt 😉 .

Ist das Internet Shit?

Jog vom Powerbook Blog (mal wieder, ich muss mehr auf andere eingehen 😉 ) hält die Aussagen von hier (übersichtlicher unter http://internetisshit.org/print.html) für „Weise Worte“.

Ich nicht. Irgendwie ist mir das zu einfach.

Natürlich ist nicht alles „wonderful“ (Page 1 of 11), aber ich denke das behauptet ja in dieser extremen Form auch kaum jemand. Und andersrum sind natürlich Unmengen an Informationen da draußen zu erhalten, wer das abstreitet macht sich – finde ich – ein wenig unglaubhaft. Dass ein relevanter Anteil dieser Informationen falsch sind, erfunden, blöde… klar, nur macht dies das Internet doch nicht zu shit?

Ob Google + Wi-Fi damit automatisch Gott ist (2/11)… vielleicht etwas weit gedacht 😉 und genau so natürlich wie es eben die oben genannten Mengen an Informationen da draußen gibt, gibt es Informationen die man nicht (so leicht?) per Google und Online findet (3/11). Auch gar keine Frage. Aber macht dies das Internet damit „shitty“? Ist ein Lexikon in dem ich nicht zu jedem Begriff eine Lösung finde schlecht?

Der Autor von internetshit.org hat mit seiner Aussage 4/11 schon recht – nur weil etwas keine Website hat ist es nicht schlecht, nur weil jemand nicht er-Google-bar ist, wird er dadurch nicht relevanter. Na und? Das ist doch gar nicht die Idee dahinter, oder?

Und der fehlende „sense of wonder“ (6/11)? Ist vielleicht eine Frage des Alters oder der Gewöhnung. War es bei mir jedenfalls. Natürlich fehlt das „Wunder“, wenn man immer wieder ähnliches oder gleiches wahrnimmt irgendwann. Und klar, am Anfang war alles spannender als es heute ist. Trotzdem habe ich persönlich immer mal wieder diesen „sense“, nämlich immer dann, wenn ich etwas Interessantes lese, oder einfach was „spaßiges“ finde etc.. Und ich kann mich immer noch Stunden lang darin verlieren was man auf – und das ist für mich der zentrale Punkt – einfache Weise über Themen, Menschen, Inhalte erfahren kann.
Vielleicht ist das nicht mehr als Wunder zu bezeichnen. Bestimmt nicht, aber auch hier: na und? Wer Wunder erwartet, erwartet vielleicht einfach zu viel.

Nun meint der Autor, dass wir neu starten sollten (8/11), und warum? Um am Ende etwas Vergleichbares zu entwickeln? Er schreibt, wir sollten aufhören sinnlos surfend etwas Lustiges zu suchen, und stattdessen etwas wirklich Schönes machen. Und er entscheidet was wir alle schön finden? Fun?
Auch hier wieder: Klar, wenn wir das Internet nur ab und an benutzen, werden die wirklich guten Websites wieder interessanter (weil weniger gewöhnlich), aber was bringt das? Blödes Beispiel, aber ich esse doch auch Eis, wenn mir danach ist und nicht nur einmal im Monat um es zu etwas „besonderem“ zu machen?
Er meint, dass dann alle wieder anfingen unsere Informationen woanders her zu bekommen, anstatt blind auf Google zu vertrauen. Dass Journalisten bessere Recherche betreiben würden etc.. Wer mal in der Bücherei war, bekommt schnell einen Eindruck wie viel „shit“ bei den Sachbüchern herumsteht. Wie viel veraltetes, falsches, erfundenes. Blödes Beispiel von Gestern weiter unten. Das wird hier genau so sein. Wer es sich zu einfach machen will, macht das Medienunabhängig. Wer gewillt ist sich intensiver auf etwas einzulassen, macht es auch im Internet.

Wenn er auf das Affen und Schreibmaschinen-Beispiel eingeht (11/11), und meint sie würden irgendwann auch Shakespeare schreiben, er läse jedoch nur ihre anderen Werke, ist er zwar wortgewaltig, aber hat damit nicht automatisch recht. Möglicherweise sollte der Autor einfach versuchen selbst zu selektieren, was er konsumiert. Mehr ist naturgemäß nicht immer auch automatisch besser. Ich verstehe die Botschaft hier wohl, allein die Radikalität der Aussage passt mir nicht.

Klar ist das Internet in den letzten Jahren zu einem typischen Massenmedium mit all den dazugehörigen Effekten geworden. Genau wie bei jedem anderen Medium folgt auf die sehr elitenorientierte Anfangsphase eben nach und nach eine Trivialisierung des Mediums.
Das macht aber das Medium nicht weniger gut, sondern die Auswahl umso wesentlicher. Genau wie es im Radio inzwischen mehr schlechte Musik als interessante Nachrichten gibt, gibt es im Internet eben inzwischen auch mehr schlechte Musik (bildlich gesprochen 😉 ). Nur genauso wie ich lieber die Info-Kanäle anhöre anstatt der Playlist-Format-Radios, kann man doch im Internet selektieren was man liest/konsumiert. Wenn man dazu gewillt ist.

Vielleicht sollte der Autor einfach mal bei sich selbst anfangen aufzuräumen und nicht allen anderen unreflektierten Konsum vorwerfen?

Nichts für ungut.

Die Rationalisierung der Welt

Motiviert durch die Pro7-Werbung für die kommende „Uri-Geller-Nachfolge-Show“ und einen das Thema aufreißenden Beitrag bei Niggemeier habe ich mir heute mal etwas ausführlicher das angeschaut was man im Web so über James Randi und seine James Randi Educational Foundation findet.

Cool!

Randi hat mit seiner Foundation z.B. eine Million Doller ausgelobt für denjenigen, der beweisbar etwas paranormales vorführt. Bisher hat es halt noch keiner Geschafft. Warum nicht und noch einiges – wie ich finde interessantes – mehr kann man sich von James Randi selbst anhören bei Authors@Google. Die etwa eine Stunde lange Aufzeichnung ist wirklich sehens- und vor allem hörenswert.

Eine der Anekdoten die bei mir hängengeblieben ist behandelt beispielsweise Schuhe eines Herstellers, der in der Sohle Magneten integriert hatte. Das ganze sollte helfen die Blutzirkulation und damit den Kreislauf des Schuhträgers zu unterstützen. Funktionieren sollte das übrigens, weil Blut ja auch aus Eisen besteht, welches ja magnetisch wäre.
Sinngemäßes (weil übersetztes) Zitat von Randi dazu „Blut bleibt ja auch hängen wenn man einen Magneten darüber hält“.

Die Website der Foundation bietet ebenfalls einiges für den interessierten Rationalisten. . Einer der neusten Artikel dort behandelt das Thema Religion in den Vereinigten Staaten und der Tenor geht in eine ähnliche Richtung wie das was man bei Dawkins (den ich ja auch sehr mag) und anderen auch lesen kann.
Schön dass es so viele Menschen gibt, die versuchen die Welt vernünftiger zu machen. Von daher: Angucken!

Um noch Mal kurz auf das Ausgangsthema (Nachwuchs-Uri-Geller bei P7) zurückzukommen…

Mir ist es völlig unverständlich wie man den als Vorbild für so eine Show nutzen kann. Es ist doch mehrfach gezeigt worden, warum das ganze halt Effekt ist. Aber nein, die Show bekommt seinen Namen und – wie ich fürchte – bestimmt auch gute Quoten. Schön ist das nicht. Aber es rennen ja auch immer noch genug Leute mit Begeisterung in die Kirche. Naja, eines der Mottos der Show wird scheinbar „Staunen statt verstehen“. Das ist vermutlich genau das richtige für viele der leichtgläubig esoterisch veranlagten Menschen da draussen.

P.S.:
Der geneigte Leser merkt, dass es nach den letzten sehr durch meinen SpieltriebDesign bestimmten Tagen mal wieder stärker an den Content geht. Ich hoffe das Design gefällt euch trotzdem.