Warum ich die Sky-Live-TV-Kampagne für eine großartige Idee halte…

Nachdem ich an mehreren Ecken des Internet und im Büro das Thema hatte, hier mal eine kurze Einschätzung der aktuellen Sky-Kampagne

Vorweg: Die Idee ist aus meiner Sicht super.
Wir „Hardcore-„Fußballfans müssen uns da mal einen Moment aus dieser „wenn’s Relevant wäre, hätte man es doch“-Position verabschieden.

Wen spricht Sky an? 

Erst mal alle, die auf den besendeten Kanälen fern sehen.
Große Streuverluste, wie eigentlich immer im TV, klar. Aber: Eigentlich exakt die erweiterte Sky-Zielgruppe Neukunden.
„Fern-Seher“.
Ein paar davon haben Sky und gucken das Spiel nicht, ein paar davon interessieren sich nicht für Fußball. Vermutlich sowas wie 40 Millionen Deutsche werden am Dienstagabend zumindest grundsätzliches Interesse am Spiel Arsenal (London…;-)) gegen Bayern München haben.
Guckt mal am Vormittag nach CL-Spielen in Euren Büros rum, wer da alles über die CL Spiele des Vorabends spricht.
Oft nur auf Basis von Zeitungsberichten oder Hörensagen, aber ich behaupte: Fast alle regelmäßigen Sky-Gucker die mit Kollegen darüber reden kennen die Nachfragen „Wie war das Spiel?“ oder „War das wirklich so wie die $Tagespresse schreibt“ oder „Haste geguckt?“. Daraus kann man eines ganz gewiss ableiten: Neugierde. Und die meisten dieser neugierigen Kollegen werden am Dienstagabend irgendwie den Fernseher laufen haben und irgendwas gucken, was nicht Fußball ist.

Was muss Sky erreichen?

Nur muss Sky diese Neugierde in Abschlüsse transformieren, was so abstrakt sehr mühsam ist. Je größer der Abstand zwischen Angebotskontakt und möglicher Entscheidung wird, desto kognitiver geprägt ist diese. Heißt: Der Verstand wird wichtiger, es wird gezählt und verrechnet.

„Jaa, ich finde das schon interessant, aber dafür 40 Euro im Monat? Ich guck ja maximal ein bis zwei Spiele dann… “ werden die meisten sagen. Ich hab das auch lange gesagt. Das ist für Sky natürlich ein Problem. Blöde gesagt: In der Sommerpause ist die Idee im Februar Dienstags Champions League zu gucken ziemlich weit weg.

Also muss Sky eigentlich dafür sorgen, dass die Menschen wahrnehmen, was sie verpassen. Und genau das sollte heute Abend passieren. Mit etwas Glück wird das ein packendes Spiel. Mit etwas Geschick isoliert Sky genau die Szenen, die in 40 Sekunden soviel Spannung erzeugen, dass die Werbe-Zuschauer ein „würde ich jetzt gerne sehen“ Gefühl entwickeln.

Etwas konstruiert für uns „Hardcore“-Fans: Abendessenbesuch bei Muttern, kein Sky, aber gemeinsames TV-Gucken. In der Werbung: 60 Sekunden vom Spiel.

Was passiert? Mindestens sowas wie „hui, zuhause würde ich das jetzt gucken“.

Und ungefähr dieses Gefühl sollte Sky bei den Zuschauern erzeugen, nur eben auch bei denen, die zuhause sitzen.

Emotional

Das wird dann nämlich plötzlich ziemlich emotional. „Geil, das scheint ja ein Hammerspiel zu sein*“…  („*und ich kann es nicht gucken“)

Natürlich nicht bei allen, aber ich behaupte, dass es genug gibt, die sich über die Ausschnitte freuen, hingucken, mitfiebern, und die wenn der Ausschnitt vorbei ist „schade“ denken.

Und dieses „schade“ ist genau die Emotion, die Sky braucht. Die löst nämlich Bedürfnisse aus. Ich will das jetzt haben. Jetzt gucken. Jetzt gucken können. Need. Need now. Gib mir! Jetzt.

Erfolg?

Wenn alles gut läuft, löst das bei einigen weitere Impulse aus.
„Ich guck mir das doch nochmal an…“.
Second-Screen anyone? Der Weg zu sky.de ist kurz…
„Oh, ein Angebot? Oh, doch „nur“ 24,95? Ich glaub ich ruf da mal an.“..

Wenn insgesamt 10 Millionen Zuschauer das sehen…
Wenn davon 50% / 5 Millionen interessiert zusehen…
Wenn davon 10% / 500.000 es „gern hätten“…
Wenn davon 10% / 50.000 „noch mal drüber nachdenken“…
Und davon 10% / 5000 in der nächsten Woche Sky bestellen…

Geschätzt mindestens 1,5 Mio. Umsatz oder mehr. Im ersten Jahr.

Nicht so schlecht. 

Ob das so kommt, weiß ich nicht. Das liegt am Spiel, daran, was Sky daraus macht, daran, wie responsiv die Zuschauer sind. Kann ich so nicht sagen. Aber die Idee ist gut. Und bestimmt besser, als mal wieder sechs Standard-Spots zu zeigen, die eh alle schon x mal gesehen haben.

Das ist gut investiertes Geld. Zumal: Wenn es funktioniert hat, kann man es wiederholen…

JHV-Preview

Alljährlich steht die Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli vor der Tür und der geneigte Leser kann sich die Sammlung der Anträge für diese hier im Vorwege schon einmal ansehen.

Nach erstem Drüberfliegen fand ich das soweit größtenteils okay, nach kurzer Diskussion via Twitter fand ich dann aber, dass die Anträge mehr Beschäftigung verdienten und da man mich sowieso gerade aufforderte wieder mehr zu bloggen hier also meine unwesentliche und vorurteilsbehaftete Meinungen zu den Anträgen.

Dem Lesenden sei angeraten, die Anträge selbst gelesen zu haben, da ich diese hier immer nur sehr kurz zusammengefasst wiedergeben werde.

Antrag 1: “Entfernung der den Stadion’verantwortlichen’ gewidmeten Pflastersteine”

Prinzipiell in meinen Augen erst mal zustimmungsfähig, auch wenn mir die Komponente Mosaik fehlt, in dem ja auch die Namen auftauchen sollen. Unterschiedliche Positionen meinen hierzu, dass das Mosaik eh schon “repariert” sei, bzw. eben noch nicht.

Im zweiten Fall fehlt mir im Antrag dann definitiv das Mosaik, zumal ich persönlich den Bezug zu den im Antrag erwähnten Stolpersteinen nicht so direkt sehe, und es mir entsprechend primär darum geht, dass eben keine Vereinsangestellten, die ihren Job machen, in derartig präsenter Form ohne Legitimation des Gesamtvereins geehrt werden. Für jede Ehrennadel gibt es Regelungen, von daher geht das in meinen Augen einfach mal gar nicht.

Die Richtung stimmt jedenfalls. Prinzipiell zustimmungsfähig, Thema Mosaik muss meiner Meinung nach aber definitiv auch behandelt werden.

Antrag 2: “Aufstockung Rollstuhlfahrer-Plätze”

Sehe ich jetzt irgendwie nichts, was dagegen spricht?

Antrag 3 : “Abberufung Vizepräsident Stenger”

Ist mir zu plakativ, zumal ein möglicher nachfolgender Vizepräsident ja nun auch nicht zwingend “im Fansinne” handelt. Wichtiger wäre es grundlegende Strukturen zu etablieren, die dem Verein bei derartig zentralen Fragen eine Form der Mitwirkung gestatten, so dass das Präsidium hier nicht ‘einfach so’ losgaloppieren kann.

Antrag 4: “Verkauf Restkontingente durch Zweitvermarkter untersagen”

Zielt vermutlich auch auf die Causa HSV/Viagogo, Basisidee richtig, die Frage ist, ob der “Zweitvermarkter” das eigentliche Problem ist, oder eher die Idee, damit zusätzlichen Gewinn zu machen. Im Moment ist der Verkauf über Eventim doch quasi auch via Zweitvermarkter? Anyway: In meinen Augen sollte eher die generelle Ticket-Verkaufsstruktur aufgegriffen werden und als (IMHO) konstruktive Lösung z.B. die HSV-Vorgehensweise der Prä-Viagogo-Ära als Beispiel genommen werden. Sprich: Online-Ticketbörse für Ticketinhaber, über die die Tickets weiterveräußert werden können, niedrige “Bearbeitungsgebühr” (1-2 Euro?) für den Verein / Betreiber, Preise wie aufgedruckt? Damit sollten alle leben können und es wäre unendlich viel praktischer, als bisher.

Antrag 5: “Ablehnung ‘sicheres Stadionerlebnis’”

(schön plakative Überschrift, nä?)
Prinzipiell ja, ich bin der Meinung dass dieses Papier großflächig abzulehnen ist. Bin aber gespannt auf die mündliche Begründung. Bisher tendiere ich hier aber zur Zustimmung.

Antrag 6: “Ablehnung weiterer Business-Seats + Co.”

Finde ich persönlich zunächst zustimmungsfähig.

Antrag 7: “Aufschlüsselung der Versandkosten des Kartencenters”

Statt die Kosten zu reduzieren würde ich mir eher wünschen, dass die Tickets endlich nicht mehr per Standardbrief verschickt werden. Das ist nämlich der Hauptgrund, warum ich die inzwischen persönlich am Stadion abhole (mühsamst!). Finde ich aber trotzdem zustimmungsfähig, damit da mal etwas Bewegung reinkommt.

Gewünscht hätte ich mir (siehe Antrag 4) eine globalere Behandlung des Themas Ticketing, aber da bin ich natürlich auch selbst Schuld, dass ich keinen eigenen Antrag formuliert habe.

Antrag 8: “Ticket- und Mitgliederbeitrags-Anpassung zur Finanzierung der Domwache”

Humm. Ja, aber.

Grundsätzlich sehe ich, dass durch sagen wir mal ungeschicktes Verhalten auf Vereinsseite, aber auch durch gefühlt zu langes Stillsitzen auf Betroffenen-/Fanseite evtl. ursprünglich vermeidbare Kosten auf den Verein zukommen. Dass diese irgendwie gestemmt werden klingt erst mal sinnvoll und ich finde den Weg über die Mitgliedsgebühren und Ticketpreise auch vertretbar. Würde mir aber wünschen, dass bei solchen Anträgen die Kosten vorab geklärt werden, und es ein Modell gibt, wie diese Kosten verteilt werden. Ich zahl gerne 20 Cent im Monat und nen Euro Pro Ticket mehr, wenn wir dafür ein Museum bekommen.

ABER: “Refinanzierung von bis zu EUR 150.000 pro Jahr”.
Wir haben mindestens 20.000 Besucher pro Spiel bei 17 Ligaspielen im Jahr. Also bummelig 350.000 Besucher. Warum nicht Nägel mit Köpfen machen und eine Saison lang die Ticketpreise um 10% Domwachenaufschlag erhöhen? Schließlich betrifft das Thema EIGENTLICH nur die Fußballfans und nicht alle Mitglieder (ich kann mir vorstellen, dass einer aus der Radsport-Abteilung, dem Fußball am Poppes vorbeigeht das eher ungern aus seinen Mitgliedsbeiträgen bezahlen will?). Und so wäre es auch halbwegs sozialverträglich (sprich: Ermäßigte Tickets werden auch weniger teurer als Business-Seats). Milchmädchenbeispielrechnung nach Umbau GG:

~15.000 Stehplätze, Kosten je 11€, Spieltagsumsatz 165.000€.

~ 10.000 ‘Normale’ Sitze, Kosten ~25-30€, Spieltagsumsatz ~270.000€

~3000 Business-Seats, Logen etc. Kosten >50€, Spieltagsumsatz >150.000€

In der Summe sowas wie 585.000€. Davon 10% sind 58.500€. Das mal 17 Spiele wären knapp eine Million Euro. Wahrscheinlich eher mehr..

Kein Antrag, Fazit:

Jaja, nicht drüber reden, selber machen. Stimmt ja. Mal gucken, was der Abend der JHV so bringt, ich werde sicherlich spontan noch einige Entscheidungen überdenken. Je nach Vortrag etc. Aber ich bin gespannt, was da so kommt. Und was andere so zum Thema schreiben. Und überhaupt.

Wir sehen uns am 26.11.

Museum statt Goliathwache!

Für eine sinnvolle Nutzung der neuen Gegengerade

Die Gegengerade des Millerntor-Stadions ist ein entscheidender Ort für die Geschichte des FC St. Pauli.

Dies ist der Ort, wo die ersten Totenkopf-Fahnen wehten. Dies ist der Ort, wo eine vollkommen neue Art der Fankultur entstand. Dies ist die Keimzelle des „Mythos St. Pauli“.

Wir sollten diesen Ort Leben lassen. Wir sollten ihn nutzen, um diesen unglaublichen Verein zu feiern. Und alle zu würdigen, die ihn ausmachen.

Wir haben die Chance dazu. Wir haben sie jetzt und nie wieder. In der Gegengerade sind 600 zusammenhängende Quadratmeter frei. Direkt neben den Fanräumen. Direkt neben dem zukünftigen Sitz des Fanladens. Eine Fläche von unschätzbarem Wert.

Niemand im FC St. Pauli will, dass diese Fläche für einen vereinsfremden Zweck blockiert wird. Niemand will, dass eine Polizeiwache dort einzieht – als Ersatz für die alte Domwache, genutzt an allen Dom- und Spieltagen. Eine Nachbarschaft, die auch die Arbeit des Fanladens stark behindern würde.

Der FC St. Pauli steht im Wort. Sein Präsidium hat vor Jahren mündlich versprochen, der Stadt bei der Erneuerung der Domwache zu helfen. Im Gegenzug für Unterstützung bei der Stadion-Rekonstruktion.

Doch für den Standort einer Dom- und Stadionwache gibt es Alternativen. Für ein FC St. Pauli-Museum nicht. Auf einen solchen Ort zu verzichten, wäre eine historische Weichenstellung. Weg vom „Lebensgefühl St. Pauli“. Hin zu einer leeren Hülle.

Lange haben Fans auf dieses Risiko hingewiesen. Lange wurde intern verhandelt. Es ist spät, doch nicht zu spät. Darum machen wir Druck.

Und wir bieten unsere Hilfe an. Unsere Ideen. Unser Wissen. Unsere Hände. Unser Herz. Wir sind viele. Wir sind entschlossen. Und gemeinsam schaffen wir nahezu alles.

Wir fordern das Präsidium des FC St. Pauli auf, den Auftrag der Jahres­haupt­versammlung 2010 zur Einrichtung eines Vereinsmuseums umzusetzen:

  • Macht ein FC St. Pauli-Museum in der Gegengerade möglich, das diesen Namen auch verdient!
  • Nehmt unsere Hilfe an!
  • Entscheidet Euch für Identität und Geschichte des FC St. Pauli!
  • Entscheidet Euch für ein gemeinsames Ziel, das alle St. Paulianerinnen und St. Paulianer eint!
  • Entscheidet Euch für eine Realisierung der Domwache außerhalb des Millerntor-Stadions!

FÜR eine gemeinsame Lösung von Verein und Stadt!

GEGEN eine Goliathwache in der Gegengerade!

FÜR ein Museum, wie es die Welt noch nicht gesehen hat:
Das FC St. Pauli-Museum. In der Gegengerade. Am Millerntor.