Liebe und Hass

Dann ist sie wohl ganz vorne, die TSG Hoffenheim. Irgendwie zunächst vor allem eines: Schräg.

Während man am einen Ende der Fanwelt jubelt, wie Frau Jekylla, beweint die andere Seite in Form von Frau Pleitegeiger ihre Niederlage und flucht über die Nebengeräusche des Hoffenheimer Fußballzirkus.

Ich bin ja gar kein so großer Fußballromantiker.

Eigentlich komme ich mit vielen Aspekten der oft beschrienen Kommerzialisierung ganz gut zurecht. Einige finde ich sogar gut.
Okay, ich mag Leverkusen und Wolfsburg nicht. 
Sicher auch weil es “Plastik-Clubs” sind. Andererseits wäre jeder Verein der sich jetzt Gründet und Aufsteigt irgendwo traditionslos. Fairerweise müssen aber auch Newbies – so sie sich denn Respekt erarbeiten – respektiert werden. Das hat Leverkusen bei mir ein Stück weit geschafft, spielen sie doch unbestritten seit längerem immer mal wieder wirklich guten Fußball. Und die Fanszene.. findet sich. Dass sowas lange dauert ist unbestritten. Und wenn wir ehrlich sind war Sankt Pauli am Anfang der Achtziger auch eigentlich nur ein unbedeutender Dorfclub.

Nun also Hoffenheim. Ich fand die Idee eigentlich ganz sympathisch. Vor ungefähr anderthalb Jahren. Klar, der Mäzen stopft unglaublich viel Kohle in den Club, aber irgendwo hätte ich mir ein Stück weit gewünscht, sowas würde meinem Club mal passieren. Hey, realistische Chance auf CL (Champions League, nicht Corny Littmann, der ist eh da) am Millerntor, das wäre echt mal was… und noch was positives: Letzte Saison holten wir 4 Punkte gegen Hoffenheim. Auswärts ein 1:1 und zuhause 3:1 für uns. So Gegner sind ja nicht die verkehrtesten.

Aber nach und nach veränderte sich meine Perspektive. Das was da oben steht stimmt immer noch im Grunde. Und hätte der Mäzen nicht plötzlich angefangen sich öffentlich darüber zu beklagen, wie ihm gegenüber aufgetreten wird, wäre mir Hoffenheim im Moment wohl eigentlich eher egal und ich würde über deren Fußball staunen. Letzteres mache ich nun ja auch, aber ersteres … Naja.

Wer sich ein bisschen mit der Fußballszene beschäftigt hat, dem mußte klar sein, dass der Mäzen sich Gegenwind gefallen lassen würde müssen. Und wirkliche Größe hätte er zeigen können, in dem er sich über die Angriffe stellt. Wer sich provozieren lässt, verliert. Nicht nur auf dem Platz.

Und solche Angriffe müssen ja auch andere in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten ertragen. Ob zu Recht oder zu Unrecht sei jetzt dahingestellt und das ist für das Thema hier auch gerade nicht wichtig. Aber Herr Hoeneß bekommt auch viel ab. Und gefühlt geht er damit wesentlich souveräner um als der Mäzen.
Unser Präsident wird sogar von einem Teil der eigenen Fans verachtet. Aber eine “Klage” gegen Transparente wäre mir zumindest nicht bekannt.
Dankenswerterweise spielt die Liga ja auch noch mit und verurteilt nun plötzlich. Übrigens auch etwas neues, eine Lex-Mäzen sozusagen. Immerhin gab es schon oft und häufig ähnliche Aktionen gegen andere im Fußball aktive Menschen, ohne derartige Konsequenzen.

Zum Fußball gehört (für mich!) auch schreien, pöbeln, Hass* und Verachtung.
Das ist nicht niveauvoll, das ist vielleicht nicht klug, das entspricht möglicherweise nicht meinem gesellschaftlichem Status, aber es ist so.

Während des Spiels.

Bitte alle diejenigen, die noch nie im Stadion standen und etwas “Menschenverachtendes” über den Gegner oder den Schiedsrichter gedacht haben mal die Hand heben. Dazu zählt auch sowas wie “mach ihn Platt” oder “Hau ihn um!”.

Aber ich kann differenzieren und weiß, dass ich deswegen niemandem wirklich die Beine breche, oder das Auto des Schiedsrichters anzünde.
Und meiner Erfahrung nach können das auch fast alle anderen Fans. Und diejenigen, die es nicht können, denen ist auch mit dem aktuellen Aktionismus nicht zu helfen.

Nun kann sowas natürlich immer mal wieder soweit führen, dass einzelne Personen gezielt angegriffen werden.

Nur siehe oben: Das ist Fußball! Das ist auf dem Platz!

Nach dem Spiel ist normalerweise, spätestens wenn man das Ergebnis verdaut hat, alles wieder “neutral”. Meistens.

Natürlich kann ich Hansa Rostock oder Energie Cottbus ununterbrochen scheiße finden.

Natürlich verabscheue ich bestimmte Spieler oder Personen aus der Fußballwelt auch außerhalb des Stadions.

Aber das schadet denen ja nicht. Und wenn ich denen persönlich gegenübersitzen könnte, wäre es sowieso wieder was ganz anderes. Nicht vergessen: In der Regel hassen wir, die Fußballbekloppten ja nicht die Person als solche, sondern das, was sie darstellt.
Und zudem gilt: Wer sich exponiert wird von mehr Menschen “gekannt”. Und genauso wie einen dann mehr Menschen mögen (was für den einen oder anderen ja auch ein sehr angenehmer Nebeneffekt des Engagements sein mag), verachten einen dann eben auch mehr Menschen.

Und ich persönlich finde, wer das nicht versteht, hat sich auch irgendwo den falschen Sport ausgesucht. Beim Hallenhalma gibt es eben keine Öffentlichkeit. Da ist es dann auch entspannter.

Nun geht man in Hoffenheim – so scheint es – gerade gar nicht entspannt damit um, dass der Mäzen eben gedisst wird. Und das macht mir das ganze Unternehmen dann inzwischen sehr sehr unsympathisch.
Die Sympathie, die ich dem Mäzen gegenüber vor noch nicht allzu langer Zeit entgegenbrachte hat er sich durch seine eigenen Auftritte zerstört. Und genau daher kommt dann auch die Mißgunst, die ich diesem Verein inzwischen entgegenbringe. Und so kann ich da die Pleitegeigerin in ihrem Frust auch echt verstehen.

Die in dieser Saison problematisierten Hoffenheim-Themen führen dazu, dass uns – oder zumindest dem Teil von uns der im Stadion eben auch mal negativ emotional ist (und ich bin fest davon überzeugt, dass dies die Mehrheit derjenigen ist, die auch mitsingen, anfeuern, gröhlen, jubeln. Kurz dass das vielen so geht, deren Herz für ihren Verein schlägt) – ein Teil des Spiels genommen wird. Ein Teil, der uns wichtig ist.

Wer liebt muß auch hassen können. Und wer seinen Verein liebt, der hasst eben, wenn auch meist nur für 90 Minuten ab und zu mal die anderen.

Wer den Hass verbietet, der nimmt auch irgendwann die Liebe.
Und den Fans damit schließlich auch die Existenzgrundlage.

*) Ja, Hass. Natürlich kein wirklicher, langanhaltender Hass, aber in dem Moment ist es das, was für mich Hass am nächsten kommt.
Ich kann und will das nicht damit vergleichen, was Menschen fühlen, die wirklich Hassen (z.B. die Mörder ihrer Angehörigen). Aber es ist eben auch im Stadion wesentlich mehr als nur “der ist ja unsympathisch… wie unhöflich!”.

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20 Gedanken zu „Liebe und Hass

  1. Sehr schöne Beschreibung der Stadion/Fangefühle. Auch ich kann im Stadion die Sau rauslassen (na gut unflätig werde ich dabei nicht, nur laut). Trotzdem ist das ein Unterschied. Ich bin ja auch kein Mörder, nur weil ich gerne Killerspiele spiele.
    Ohne diese Emotionen, die man seinem Verein gibt (und den Gegnern entgegenbringt) wäre der Fussball nicht das, was er ist.
    Solange man noch zwischen Fussball und richtigem Leben unterscheiden kann ist auch alles ok 🙂

    Aber dieser 109 Jahre alte Klub aus Sinsheim, ich weiss nicht … 🙂

  2. Sorry, aber das ist Quatsch:


    Wer den Hass verbietet, der nimmt auch irgendwann die Liebe. Und den Fans damit schließlich auch die Existenzgrundlage.

    … oder zumindest das falsche Wort.

    Das hieße ja auch Nazigesänge – nur während der Spiele gesungen, wären ok. Nee, Anastand und die Regeln desselben gelten natürlich auch in Stadien. Und da kannst Du 1000 mal HRO „Scheiße“ finden – „Scheiß Hansa Rostock“-Chöre wären dann nichts anderes, als das worüber wir uns zurecht aufregen im Ostseestadion: der erste Schritt, verbale Gewalt.

  3. @Dirk danke

    @ring2 möglich, dass Hass hier zu hart ist. Mir fällt aber bei längerem Nachdenken kein anderer Begriff ein, der die/meine Emotionen in solchen Momenten treffend charakterisiert. Wobei die Einschränkung in der Fußnote ja da steht.
    Anyway, ich persönlich habe auch keine Probleme mit „Scheiß Hansa Rostock“-Chören. Ich habe Probleme mit den Idioten, die das nicht trennen können. Wobei es mir auch *eigentlich* weniger um Gesänge geht, als um das eigene Wahrnehmen. Spieler beschimpfen, Schiedsrichter beschimpfen, eben auch Funktionäre beschimpfen. Das gehört – für mich – dazu. Da bin ich dann eben auch ein bisschen assig von mir aus. Dass es kreativere Gesänge als den erwähnten gibt ist klar, das zeichnet SP ja auch irgendwo aus. Aber ich denke das solche Gesänge trotzdem ihre Berechtigung haben.
    Und: Natürlich gibt es Grenzen. Nazigesänge etc. sind *Ganz eindeutig* out of bounds. Und es gibt auch Beschimpfungen die zu weit gehen. Klar. Aber das meiste ist für mich eben noch im Rahmen.

  4. Ich empfinde die Spaß-Rostocker ja als viel gefährlicher, die da aus „Stammhirn-Erlebnisorientierung“ die Homo-Gesänge mitsingen.
    Ja, ich bin auch kein Kind von Traurigkeit und ab und an rutscht mir auch das eine oder andere heraus, was nicht zu mir und meinen Vorstellungen passt – aber ich weiss immer, was das ist.

    … nämlich keinen Deut besser!

  5. Die Frage für mich ist eher, wo der eigene innere Filter ansetzt. Ich (!) kann für mich sehr gut definieren wo die Grenze ist. Ich gröhle auch nicht irgendwelche Homophoben Sprüche, nur weil ich grade nicht intensiv am Mitdenken bin.

    Und genau so lange wie ich damit kein Problem habe, wenn mir die gegnerischen Fans Scheiss St. Pauli entgegen singen, habe ich auch kein Problem damit, ähnliches selber zu singen.
    Und Achtung: Erlebnisorientierung ist für mich was ganz anderes. Und klar außerhalb allen was ich akzeptieren kann.

    Vielleicht wäre ich ein besserer Mensch, wenn ich auch da durchweg reflektiert handeln und denken würde. Ist aber nun mal nicht so. Und ich finde es – ich glaube das ist der Punkt – auch nicht schlimm. Eigentlich spannend wäre doch die Diskussion wo die Grenzen des einzelnen sind. Das ist aber wieder so schwammig und individuell, dass allein die Definition der Inhalte ewig dauern würde.

    Aber vielleicht müssen wir ja auch nicht die selbe Meinung haben. 🙂 Ich vermute sowieso, dass es zu dem Thema kaum einen mehrheitsfähigen Konsens gibt. Dazu sind die Meinungen ja selbst bei St. Pauli zu weit auseinander (Remember Osnabrück/USP).

  6. Ja sicherlich… Die Diskussion um „Hoppenheim“ macht im Moment Spaß. Ganz viel Spaß. Deswegen spiele ich da im Moment so ein bissel mit. Keine Ahnung, ob aus meinem Schönwetterfandasein eine lange Liebe wird. Deswegen nehme ich die zuweilen platt vorgetragene Anti-Stimmung (und von diesem Vorwurf nehme ich meine Lieblings-Blogger- und -innen dezidiert aus!) gegen Hoffenheim auch ausgesprochen gelassen. Aber mal davon abgesehen, dass man einen „Retortenclub“ mögen kann oder nicht, hat es einen qualitativen Unterschied, ob Fans sich verbal auf einen Uli Hoeneß oder einen Dietmar Hopp einschießen. Hoeneß haut ab und an mehr oder minder bewußt provozieren einen Spruch raus und weiß, welches Echo ihn erwartet. Er weiß, welche Reaktion er mit seinen Äußerungen heraufbeschwört. Hopp hat nichts weiter getan als sich für den Fußball in dieser Region einzusetzen – und bekommt dies mit Gepöbel quittiert. Richtig klasse ist das nicht. Zumal, wenn man weiß, was Hopp ansonsten für den Fußball tut: Er hat zum Beispiel an verschiedenen Orten in der Region Förderstützpunkte installiert, um den Fußballnachwuchs zu unterstützen und damit etwas Nachhaltiges zu schaffen – das weiß „draußen“ kaum einer. Ebenso wie er sich zum Beispiel im Bereich der Life Sciences an der Grundlagenforschung beteiligt, um damit langfristig die Entwicklung neuer Medikamente für bisher unheilbare Krankheiten zu ermöglichen. Oder wie er klammheimlich kleinen Betrieben mit Kapital aus der Klemme hilft, weil er von ihrem Geschäft überzeugt ist. Man hat sich in dieser Region schon oft gefragt: Was bezweckt Herr Hopp eignetlich mit seinem Tun? Und oft kam man auf den Schluss: Er will eben helfen. Bitte versteht mich nicht falsch: Ich hab bei Herrn Hopp persönlich keine Aktien drin und bin lediglich Beobachter der Szene. Aber für das grundlegende Verständnis rund um Hoffenheim sind diese Informationen vielleicht hilfreich. Es geht hier nicht um einen „schnellen“ Erfolg und schiere Effekthascherei. Wäre Hopp in Hamburg beheimatet, hätte er womöglich Pauli unterstützt. Oder den HSV. Und wenn sich beide doof drangestellt hätten, dann hätte er eventuell einem Vorort-Verein zu einer Blüte verholfen. Wer weiß? Nun kommt er aber eben aus Hoffenheim und hat den Verein, bei dem er selbst vor Jahrzehnten gekickt hat, auf neue Füße gestellt. Diese Entscheidung hat ihm auch hier viel Kritik eingebracht, vor allem auch die Entscheidung, das Stadion auf die grüne Wiese nach Sinsheim zu stellen. Aber das alles hat eine lange Geschichte: In Mannheim wären eventuell wieder Feldhamster im Weg gewesen (wie seinerzeit beim Bau der SAP-Arena für die Eishockey-Adler), zudem hatte es im Vorfeld bereits gescheiterte Verhandlungen mit den Traditionsclubs Waldhof Mannheim und VfR Mannheim gegeben; in Heidelberg stimmte der Gemeinderat gegen den Bau eines Stadion auf eigener Gemarkung. All das kommt in der jetzigen Diskussion natürlich nicht mehr raus und würde wohl auch vielfach zu weit führen. Hier in der Region jedoch war trotz aller Widrigkeiten immer wieder zu hören: „Wenn wir als Region voran kommen und irgendwann auf einer Höhe mit den anderen Ballungräumen Deutschlands stehen wollen, dann brauchen wir hier auch Spitzenfußball.“ Diese Aufgabe hat Hopp sich ans Revers geheftet und hat einen gangbaren Weg gewählt. Hopps Stärke besteht, das hat er in vielen anderen Projekten bewiesen, nicht darin sinnlos Geld zu versenken, sondern in der Teambildung. In diesem Fall hat er mit Rangnick einen Trainer an der Spitze, der eine Truppe mit einem Altersschnitt von 23 Jahren oder so zum Laufen bringt. Wohlgemerkt: Das sind keine Millionärssäcke, die da rumrennen, sondern junge ambitionierte Spieler, die zum Teil anderswo gar nicht zu Zug gekommen sind. Ich erinnere mich da z.B. an die Odysee eines Selim Teber, der erst in Hoffenheim wirklich Leistung gezeigt hat. Und die Jungs sind nun schneller als jemals einer geglaubt hätte, so weit gekommen. Unter anderem deshalb weicht Hoffenheim jetzt ins Mannheimer Carl-Benz-Stadion aus. Die Roadmap sah einen „langsameren“ Aufstieg vor. Aber die aktuelle Entwicklung zeigt nur: Fußball kann man nicht planen. Das Team hat auf einer sehr sportlichen Ebene Biss – und das macht im Moment wohl seine Qualität aus. Rangnick hat neulich im Aktuellen Sportstudio davon gesprochen, dass Hoffenheim in etwa den Etat von Cottbus habe. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber irgendwoher wird er diese Zahl schon haben. Es ist also mitnichten ausschließlich das Geld, das Hoffenheim bisher nach vorne gebracht hat. Vielleicht liegt es einfach auch daran, dass das Team in seinem Aufbau „from the scratch“ eben NICHT auf Traditionen Rücksicht zu nehmen hatte und von Beginn an eine andere Konzeption verfolgen konnte als die etablierten Vereine.
    Nun – jetzt hab ich mich hier ein bisschen verplappert – mea culpa.

  7. Nicht überraschend, dass ich dem kirscheplotzer in weiten Teilen zustimme.

    Zu dem Thema „menschenverachtende Aktionen“: irgendwo ist eine Grenze und die ist nicht nur nach meinem Dafürhalten bei einem Fadenkreuzplakat überschritten. Man muss immer davon ausgehen, dass es hirnentkernte „Fans“ gibt, die solche Aufrufe für bare Münze nehmen und sich in der Anwendung von körperlicher Gewalt bestätigt fühlen.

    Dazu vielleicht auch ein Ausschnitt zum Thema aus der überaus interessanten Doppelpass-Folge

    http://tinyurl.com/5smr3o

    Das ewige Nachplappern von Boulevardplatitüden und der von Halbwissen geprägte Diskussionsstil war meinetwegen in der 2. Bundeliga noch verständlich bei mit finanziellen Mitteln nicht so gesegneten Clubs, aber in der 1. Liga kann man die Diskussion angesicht der Millionenverschwender auch langsam mal gut sein lassen.
    Über seine Jugendarbeit wird auch in der Regel nur halbinformiert spekuliert, stattdessen sollte man sich mal mit Eltern unterhalten, die ihre Kinder in den Projekten untergebracht haben.

    Meiner Liebe zu St. Pauli tut meine Begeisterung für das Fußballspiel der TSG Hoffenheim keinen Abbruch, ich kann nur langsam die sich ewig im Kreis drehende und ergbnislose Verteufelung eines Konzepts, dessen Ausmass den wenigsten wirklich bekannt ist, nicht mehr verstehen.

  8. Edit: Herr curi0us, das war nicht persönlich gemeint auf Ihren Blogpost bezogen, sondern auf die allgemeine Diskussion.

  9. Fussball sollte vor allem eines sein: SPORT.

    Sport wird AUCH definiert durch Kameradschaft – auch mit dem Gegner. Auch ich habe – in meiner aktiven Fussballzeit – mal „draufgehalten“, um dem Gegenspieler mittels Presschlag um die Achse wirbeln zu sehen: Er rieb sich den Fuss und ich reichte ihm die Hand um ihm wieder aufzuhelfen.

    Was heute in den Stadien abgeht, dafür habe ich kein Verständnis. Ich mag den FC Bayern nicht sooo gern, ist kein Geheimnis. Aber nicht weil er aus Bayern (oder besser aus München …) stammt, sondern weil er der Vorreiter der Kommerzialisierung ist. Kommerz hat für mich mit Sport NICHTS zu tun. Insofern ist mit ein Mäzen so ungefähr 1.000,1415926x lieber, als ein Verein, der den Börsengang erwägt.

    Ich finde es erschreckend, wie unreflektiert Du hier Begriffe wie „Hass“ und „Verachtung“ benutzt. Hass und Verachtung KÖNNEN nicht nach dem Schlusspfiff abgeschaltet werden. Wer dies behauptet lügt. Das man sich emotional „seiner“ Mannschaft zugehörig fühlt: Absolut OK. Aber hier zeichnest Du ein – für mich – absolut erschreckendes Bild eines Fanatikers.

    Sorry, aber das musste gesagt sein. Wäre unehrlich, wenn ich es für mich behalten hätte.

  10. Ich habs ja weiter oben schon mal gesagt.. Vielleicht sind „Hass“ und „Verachtung“ zu harte Begriffe. Mir fallen nur beim besten willen keine weicheren ein.
    Unmut ist so dermaßen soft, Abneigung ebenfalls. Irgendwo dazwischen. Wie gesagt, nach dem Spiel kann ich mit fast jedem wieder ein Bier trinken gehen. Aber was ist es denn dann, während des Spiels?

    Und besonders @Reizzentrum… Ich WILL ja, dass ihr reagiert, sonst müsste ich nicht bloggen.

  11. @Jeky Ich sehe ja schon, dass es so hirnentkernte Fans gibt. Hm.. Nur sind die doch dann auch Schuld an ihren Handlungen. Am Ende plädiere ich ja auch hauptsächlich für einen entspannteren Umgang mit dem Thema. Und was @Kirscheplotzer schreibt, wenn es dem Mäzen nicht klar war, in was für eine Menschengruppe er sich begibt als Fußballmäzen, dann ist er – ein Stück weit – selbst schuld.

    Und meiner Meinung nach funktioniert fußball ohne Emotionen einfach nicht. Und das geht – vielleicht auch einfach nur für mich – nicht ohne Antipoden. Ich sehe ja meine Wortfindungsschwierigkeiten durchaus auch. Nur – nach wie vor, mir fällt nichts geeignetes ein.

    Vielleicht Zorn? Ändert am Prinzip nichts aber der Verständlichkeit willen:

    Zorn und Freude, statt Hass und Liebe. Vielleicht ist das verständlicher.

  12. Die zu Gewalt aufrufen, sind ebenso schuldig. Es ist einfach eine Grenze überschritten, wenn man das Konterfei eines Mannes im Fadenkreuz, versehen mit Schmähgesängen aller Art, so präsentiert. Wie sagte er in dem Interview? Er hat sich ein Jahr lang alles angehört, im Stile von „Sohn einer Hure“ in allen Variationen, aber das war ein Schritt zu weit. Übrigens hat sich der Mann, der das Transparent gemacht hat, mittlerweile bei Hopp entschuldigt, die Anzeige wurde zurückgezogen und ich wüsste gerne, ob er die Einladung nach Hoffenheim annimmt.

    Ich sehe, dass es schwer ist, die überschäumenden Emotionen in einen Begriff zu pressen. Vielleicht wäre Liebe und Zorn ein gutes Paar. Wissen Sie, wenn Fans sich FREUEN, wenn sich ein gegnerischer Spieler auf dem Platz ein Bein bricht (Rostock gegen Gladbach 1991), dann ist was faul im Fan-Dasein. Es ist erschreckend, was mit demWort „Fan“ alles gerechtfertigt wird. Finden Sie nicht?

  13. Frau Jekylla, die Frage für mich ist – was ist „aufruf zur Gewalt“? Nochmal das Beispiel „Hau ihn um“. Klarer Aufruf eigentlich. Und doch meint das – glaube ich – keiner im Wortsinne. Das Fadenkeuz sehe ich einfach ähnlich. Vielleicht sähe ich das an Herrn Hopps Position auch anders, ich weiß aber eben nur, wie ich es in meiner Situation sehe.

    Liebe und Zorn klingen gut, ja. Und was Sie da als Beispiel bringen ist selbstverständlich über alle Grenzen hinweg falsch. Das entscheidende ist doch, dass man im richtigen Moment „umschaltet“. Ich kann dem Gegner meinen Zorn 80 Minuten entgegenschleudern, aber wenn das oben beschrieben Passiert, ist eben alles anders.

  14. Es ist gut, dass Sie das können. Das Umschalten. Viele können das. Viele aber auch nicht. Und die sind das Problem. Den „Hau ihn um“-Aufrufen wird ja oft Folge geleistet, das Resultat ist dann auch mal gelb oder rot. Natürlich für den Verursacher. Also ist das Umhauen auch nicht korrekt. 😉

    Spaß beiseite, die Verbalattacken gegen Dietmar Hopp waren schon schlichtweg unter aller Sau, über einen langen Zeitraum hinweg. Für ihn war das Plakat eben der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat und ich kann das nachvollziehen.

    Und nochmal, um das klarzumachen, ich finde, die Diskussion, in deren Mittelpunkt jemand steht, der sein Geld in den Sport pumpt statt vor der Cote d´Azur auf einer Abramovic-style-Yacht rumzuschippern, dem es nicht egal ist, ob Kids auf der Strasse vor lauter Langeweile alten Omas die Handtaschen klauen und ihnen stattdessen im Sport eine Alternative bietet -gegen Leistung- schlichtweg langsam zum Gähnen.
    Wie sagte Jörg Wontorra letztens so schön im „Doppelpass“? Der FC Bayern hätte die (Ibisevic, Obasi) ja auch locker kaufen können. Wenn er sie gefunden hätte. Kannten SIE Ibisevic vorher? Oder Demba Ba? Mit Hopps Geld hätte er den kompletten FCB-Tross kaufen können, um auf Nummer Sicher zu gehen. Hat er aber nicht.
    Ich finde das Konzept und vor allem die Durchführung mit dem jetzigen Ergebnis genial.

    Ich hätte auch nichts gegen einen Leihspieler aus dem Hoffenheim-Kader bei St. Pauli, weil ich sicher bin, der kann was. 😉

  15. Aaaaber irgendwie habe ich das Gefühl, dass WEGEN der Diskussionen manche mittlerweile doch etwas differenzierter an die Sache rangehen. So gesehen sind sie dann doch wieder gut und nicht zum Gähnen 😉

  16. @Jekylla:
    „Kannten SIE Ibisevic vorher?“ Ja, ich kannte ihn. Er war „unser“ Chancentod, bis ihn der liebe Mäzen einfach so wegkaufte. Oder, andersrum. Bis er dem Ruf des Geldes folgte 🙂
    Ich hielt übrigens viel von ihm, auch wenn er noch 1 Jahr bis zur Reife – bei uns – benötigt hätte.

    🙂

  17. Zur Stadt, die es eigentlich nicht gibt (siehe B-Verschwörung in der Wikipedia). Also auf die Alm, zum Trainer, der nie hätte bei der Alemannia sein dürfen, weil er 40km weiter, am Niederrhein lebte. Womit wir wieder beim Thema wären .-)

  18. Dieser Beitrag könnte genau so (ohne die SP-Anleihen, natürlich) in meinem Blog stehen – er kommt mitten ausm Herzen. Und zwar aus meinem.

  19. Pingback: Zitate der Blogosphäre I

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