Zuschauer…

Irgendwann fängt man unweigerlich an in öffentlichen Verkehrsmitteln Medien zu konsumieren. Bei mir war das so mit gefühlt 12 der Fall als ich seinerzeit mit den praktischen weil kompakten Perry Rhodan Heften anfing. Das muss damals so Band 1.400 gewesen sein (zum Vergleich: Heute ist wohl 2.400 + aktuell, aber ich lese die schon seit Jahren nicht mehr). Jedenfalls ging das mit den Heften im Bus damals ganz gut und der unschuldige Leser hat erstmal keine Probleme.
Irgendwann später dann der Umstieg auf Tageszeitungen. Nun ist die Hamburger Morgenpost sicherlich alles andere als Niveauvoll, hat aber ein beigeisternd praktisches Format (da, wieder!) um sie auch in beengten Verhältnissen durchblättern zu können. Das ist so die Zeit gewesen wo man dann weniger unschuldig wurde und vor allem wo man anfing mit zu bekommen wie Content-Schnorrer die neben oder einem sitzen mehr oder weniger direkt „mitlesen“. Wenn das ganze unauffällig geschieht, finde ich das eigentlich noch recht harmlos bzw. wenig störend. Aber leider gibt es genug Menschen die meinen sich möglichst eng an einen zu kuscheln um auch wirklich alles mitlesen zu können. Der Gipfel ist sicherlich der ältere Herr der unwillig brummte als ich umblätterte.
Und inzwischen? Inzwischen kann man auf seinem Handy Kalendereinträge verwalten. Auf seinem Laptop Blogeinträge (wie diesen hier) formulieren, DVDs gucken, PDFs lesen. Und wieder – Content-Schnorrer:
Menschen die einem beim bloggen(!) oder beim Mails schreiben über die Schulter gucken. Oder – noch besser, die aufs Handy-Display Starren während man sich durch seinen Kalender navigiert.

Habt ihr kein eigenes Leben?!?

Ich bin ja offen zugegeben auch äußerst neugierig, aber so weit bin ich – glaube ich wirklich – noch nie gegangen. Zumal – was interessiert es mich was die Frau die mir gerade gegenüber sitzt morgen vorhat? Was kümmert es mich , was auf dem Display des Laptops des Typen im Anzug hinten im Bus steht? Bestenfalls die Bild-Schlagzeile beachte ich noch mal mit einem halben Auge…

Im Flugzeug sind die Leute überraschender Weise übrigens bedeutend höflicher bzw. distanzierter. Liegt vielleicht daran, dass dort das Publikum – jedenfalls in den Fliegern die ich meistens benutze – in der Regel aus „Geschäftsleuten“ besteht, die meist ihre eigenen Inhalte dabei haben…

Vielleicht solltet ihr liebe Mitfahrer im ÖPNV dies einfach als Aufruf verstehen:

Besorgt euch gefälligst eigene Medien! Ihr stört!