Scheiss DSF?

Am letzten Montag lief das Spiel St. Pauli gegen 1860 München im DSF. Montags. Abends.

In Teilen der Fanszene hat das ganze wie zu erwarten zu Ablehnung geführt. Offenbar so großer Ablehnung, dass sich der Sender mit dem Verein in Verbindung gesetzt hat, um das Problem der „Scheiss DSF“-Gesänge etc. zu thematisieren.

Nun geht der Verein über das inoffizielle Forum auf die Fans zu und bittet darum, das Thema Montagsspiele vor dem Hintergrund der potentiellen Einnahmen etc. zu diskutieren. Miteinander.

Soweit erst mal eine wie ich finde bemerkenswerte Art, mit dem – aus Sendersicht – Problem umzugehen. Im Forum entwickelt sich die Diskussion. Soweit, so gut.

Im Vergleich zum Millerntaler finde ich diese Diskussion jedoch wesentlich unproduktiver. Von vielen Teilnehmern wird sofort wieder die bekannt ablehnende Haltung eingenommen, ohne – wie ich finde – sich auf starke Argumente beziehen zu können. Ich versuche hier diese Mal darzustellen und dann meine Meinung dazu.

Argument
Montagsspiele sind schlecht für diejenigen Stadionbesucher, die arbeiten müssen und von weiter her kommen / Auswärtsfahrer.

Meinung
Ja, Montagabends ist für Arbeitnehmer die einen weiteren Weg zum Stadion haben (sagen wir mehr als zwei Stunden) ein schlechter Termin.
Nur: Wie viele betrifft das tatsächlich? In der Regel sicherlich die Auswärtsfans, also ca. 10% der möglichen Stadionbelegung. Wenn denn an einem Wochenend-Termin alle Tickets für den jeweiligen Gegner verkauft wären. Außerdem noch diejenigen Fans, die eben nicht in oder um den Heimspielort des jeweiligen Heimvereins wohnen, aber am Wochenende sonst beim Spiel zugegen wären. Mal ehrlich, das dürften nicht viel sein. Vielleicht noch mal 1%-2%? Maximal . Vielleicht sind das bei St. Pauli etwas mehr, dafür dürften es bei anderen Clubs weniger sein. Und ich finde schon, dass man da Clubübergreifend denken muss. Wenn es nur für St. Pauli-Fans schlecht ist Montag zu spielen, müsste man denke ich schon den Ligazusammenhang höher bewerten.

Umgekehrt gibt es zudem ja auch immer mehr Menschen, die am Samstag (vielgeliebt…) arbeiten müssen. Denen wird das mit dem Samstag, 15:30-Termin ähnlich schlecht passen wie anderen der Montag. Das sind sicherlich weniger, aber die müsste man ja auf jeden Fall auch berücksichtigen. Und dann liegen wir reell vielleicht noch bei 5%-8%, die wegen des Montagstermins nicht ins Stadion können. Nun gut, auch auf die sollte man natürlich Rücksicht nehmen. Andersrum gibt es aber sicherlich genügend, die quasi nie ins Stadion können (keine Karte bekommen, kein Geld für die Karte, generell zu weit weg, etc.). Selbst wenn man die regelmäßigen Stadionbesucher gewissermaßen doppelt zählen würde, wären das beim Beispiel St. Pauli bleibend (sagen wir 8% Stadionkapazität mal zwei) 16% der Kapazität, bei 22.000 Plätzen gute 3.500 Personen. Heißt: Wenn stattdessen 3.500 Personen dank des Montagsspiels die Chance hätten das Spiel zu sehen, die es sonst nicht sehen könnten, wäre das ganze schon pari. Das sollte doch relativ locker zu erreichen sein, oder?
Außerdem können so auch Menschen die St. Pauli vielleicht noch nicht als „Fan“ erleben das Spiel mitbekommen. Die sollte man bei aller (berechtigter) Bevorzugung der Stadionfans nicht völlig vergessen.

Argument
Montagsspiele verhackstücken den Spieltag.

Meinung
Ja, jetzt haben wir also am Dienstag jeweils die „gerade“ Tabelle.
Und? Ob nun am Sonntag oder am Dienstag, solange die Spieltage sich nicht massiv überschneiden ist das doch eigentlich völlig egal? Dann kann ich eben erst am Dienstag präzise darüber nachdenken was am nächsten Spieltag genau welche folgen haben könnte. Dann weiß ich eben erst am Montagabend, ob „mein Club“ auf einem Abstiegsplatz, Aufstiegsplatz, im Mittelfeld oder wo immer in der Tabelle steht. Ich kann hier tatsächlich überhaupt nicht nachvollziehen, wo das Problem ist. Welchen Vorteil hat man davon, wenn die Tabelle anderthalb Tage früher „gerade“ ist?

Argument
Die Berichterstattung auf DSF ist subjektiv und St.Pauli-Feindlich.

Meinung
Ich kann nicht wirklich beurteilen wie die Berichterstattung auf dem DSF ist. Kann natürlich sein.
Nur: Selbst wenn. Wir wollen nur Medien, die objektiv berichten? Schön, dann müssen wir aber zum Beispiel auch die gesamte Hamburger Tagespresse aus dem Stadion verbannen. Und alle Fanzines. Und überhaupt. Übrigens kann ich im Zweifel sogar nachvollziehen, dass die DSFler „St.Pauli-Feindlich“ berichten. Mal ehrlich, fast jeder Angestellte fühlt sich angegriffen, wenn sein Arbeitgeber beschimpft wird. Ich kann das jedenfalls nachvollziehen. Und wenn man dann während des Spiels immer mal wieder „Scheiß DSF“ hört, dann kann so was natürlich dazu führen, dass man bei der Berichterstattung – auch unbewusst – St. Pauli vielleicht weniger sympathisch findet. Und das merkt man.
Spannenderweise sind sonst die meisten gegen objektiv emotionslose Kommentare, die ich persönlich zugegeben viel besser fände. Wenn der Reporter „dabei“ ist, und eventuell auch eher für die einen oder anderen ist, wird das häufig als besonders bewegend empfunden. Aber nicht, wenn es gegen St. Pauli geht.

Argument
Das DSF ist ein „böser Sender“.

Weil sie zu viel Werbung zeigen, beknackte Gewinnspiele einblenden, nachts leicht bekleidete Damen da….

Meinung
Und wenn ein „guter“ Sender Montagsspiele zeigen wollte, wäre alles gut? Wage ich zu bezweifeln. Natürlich bewegt sich das DSF in Teilweise auf dem Niveau von 9live. Aber das kann doch nicht dafür ausschlaggebend sein, ob man dort die Spiele sehen „darf“ oder eben nicht? Und wer sind eigentlich die „guten Sender“? ARD? Vox? RTL? Sucht es euch aus. Die wollen alle vor allem Geld verdienen.

Als Fazit bleibt also irgendwie nur, dass ich mit Montagsproblemen aufgrund der genannten Argumente kein Problem habe. Ich kann den Verein verstehen, der das Geld mitnehmen möchte, dass sich durch diese Spiele erwirtschaften ließe. Übrigens Geld, das wenigstens Teile der Fanszene auch gern in Spieler, Stadion oder Jugendleistungszentrum stecken würden, wenn sie es denn hätten. Und dass das DSF nicht begeistert über eine „Scheiß-DSF“ singende Südkurve ist, ist auch nachvollziehbar.

Naja, aber es ist ja nur meine Meinung.

Der Millerntaler wird zur neverending Story…

Gestern war ja nun die Veranstaltung bei der sich der Caterer, das Präsidium und die Faninitiative gegen den Millerntaler zusammen der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt haben. Wir erinnern uns noch an meinen Eintrag zum Thema von Gestern? Von der Millerncard war jedenfalls offenbar nicht die Rede.

Das ganze wirkt auf mich immer noch wie ein völlig ungeplanter Marketing-Gag. Irgendwer fand die Idee auf Plastik umzusteigen toll, irgendwer fand die Pokerchips supi, und dann denkt sich ein lustiger Kreativer ohne Hintergrundwissen halt die Millerntaler aus.

Jedenfalls ist das Ergebnis der Veranstaltung gestern dass es wohl Gespräche geben soll. Erstmal positiv und wenn man auf der Vereinshomepage liest, kann das auch als „Sieg“ für die Initiative gewertet werden. Die – wie ich finde – übrigens ausgesprochen clever vorging und geht. Die aktuelle Veröffentlichung zu dem Thema wirkt jedenfalls auf mich sehr durchdacht.

Sollte der Caterer jetzt immer noch am Taler festhalten ist denen im Prinzip auch nicht zu helfen. Ich persönlich halte ja wie gestern schon geschrieben recht viel von bargeldloser Zahlung, aber doch bitte durchdachter.

Millerntaler continued 4… / Millerncard

Schon wieder… 🙂
Nach einem Pressebericht zum Thema Millerntaler hat der FC St.-Pauli-Präsident folgendes geäußert:

„Der Klub-Boss ließ sich gerade beim Auswärtsspiel in Köln das RheinEnergie Stadion zeigen. „Dort zahlen nur noch die Gäste-Fans mit dem Euro. Alle anderen haben eine Payment-Karte, der Umsatz stieg um 30 Prozent. Wir dürfen uns nicht Entwicklungen verschließen, die woanders längst Einzug gehalten haben.“

Tags darauf wird das ganze von derselben Zeitung noch zugespitzt:

„Bei St. Pauli wird – nach Kölner Vorbild – über eine „Payment“-Kreditkarte nachgedacht.“

Soweit so vage. Meiner unwesentlichen Meinung folgend ist das Thema „Payment-Karte“ zunächst eine Idee der Mopo, die damit ihren Artikel vom Vortag widerkäut. Littman lobt die Payment-Karte bei Köln bedeutet hier nach dem was man lesen kann also, er wolle das auch für St. Pauli. Irgendwie Mopo-Typisch Vage!

(mal ab von dem Faux-Pas der ja so genannten Payment-Kreditkarte, sollte das wirklich so sein liegen einzelne Nutzer des St. Pauli-Forums nämlich richtig mit dem Wunsch, anschreiben zu können…)

Und das Forum macht daraus (Stichwort: Welle) eine innerhalb von 16 Stunden auf 16 Seiten angewachsene, emotionalste Diskussion.

Dabei entfallen – finde ich – bei der Karte wenigstens einige der Probleme, die mit dem Millerntaler aufgetreten wären:

  • Im Gegensatz zum Taler entfällt hier endgültig die Wechselproblematik. Das ganze könnte also tatsächlich schneller gehen.
  • Im Gegensatz zum Taler ist hier zumindest denkbar, dass das ganze parallel zur Barbezahlung (sogar an ein und demselben Stand) funktioniert. Kartenlesegeräte aufstellen ist weniger aufwändig als eine komplette Kasse für den Millerntaler.
  • Im Gegensatz zum Taler fände – ich persönlich – das ganze praktisch. Eine Karte, aufladen, benutzen. Für Stadiongänger die regelmäßig dort sind meiner Meinung nach wirklich praktischer.

Ich würde sie benutzen.

Natürlich kann diese Karte – wenn sie exklusiv genutzt wird – auch Nachteile mit sich bringen. Aber wenn (!) es eine Garantie vom Verein gibt, dass diese zwingend parallel zum Euro (am besten an allen Ständen) genutzt werden kann, sehe ich hier wirklich kaum Probleme.

Natürlich kann man (Paranoia 1) fürchten, dass mittelfristig die Karte als alleiniges Zahlungsmittel durchgesetzt wird. Habe ich beim Taler ja auch so befürchtet. Aber – siehe oben – aus meiner Perspektive ist es wesentlich leichter ein Kartensystem parallel zum Euro zu nutzen als das Talersystem.
Natürlich kann man (Paranoia 2) übrigens auch mutmaßen ob das nicht von vorneherein der Plan war, aber auch das bleibt Spekulation.

Es wird – unabhängig von all der Paranoia – jedenfalls wesentlich schwieriger für diejenigen die auch die Millerncard kategorisch ablehnen, einfach weil es IMHO deutlich weniger (gute) Gegenargumente als gegen den Millerntaler gibt.