Symbolische Sinnlosigkeiten

Nokia schließt ein Werk in Bochum und teile der bundesdeutschen Politprominenz „entsorgen“ deshalb ihre Nokia-Mobiltelefone.
Aus Solidarität mit den betroffenen Arbeitnehmern.
(z.B. bei der Zeit vermerkt)

Ich liebe ja diese symbolischen Aktionen, besonders, wenn sie derartig sinnvoll sind wie diese.

Denn: Die Telefone besagter Politiker sind ja bereits bezahlt – Nokia kann es in dem Fall also tatsächlich komplett egal sein.

Wer sich darüber freuen dürfte, wird wohl höchstens Nokias Konkurrenz sein (die vermutlich überwiegend auch in den letzten Jahren bereits im Ausland produzierte, also gar keine Arbeitsplätze hier vernichten kann, aber auch nie welche geschaffen hat). Wenn Herr Struck sich nun also ein Mobiltelefon sagen wir von HTC kauft, dann hat da die Deutsche Wirtschaft wohl gar nichts von, da HTC hier ja nicht produziert.

Selbst wenn Nokia jetzt also hier Arbeitsplätze abbaut, immerhin haben sie hier für einen relevanten Zeitraum ja auch welche geschaffen. Und dass sie, wenn die Bedingungen entsprechend sind, diese in andere Regionen umschichten ist eben systembedingt so zu erwarten. Ob das nun aus der Unternehmensperspektive die richtige Entscheidung ist oder nicht kann und will ich nicht beurteilen. Ist es nicht viel mehr die Aufgabe der herrschenden Klasse hier eben – wenn möglich – die Bedingungen so zu schaffen, dass die Nokias dieser Welt hierher kommen anstatt abzuwandern? Und wenn das nicht zu Bedingungen möglich ist, die auch für die Arbeitnehmer tragbar sind (Stichwort Niedriglöhne), muss man sich eben Alternativen suchen (Stichwort Qualifikation/Ausbildung).

Spätestens bei der nächsten Debatte zum Thema Umweltschutz könnte man übrigens nicht ganz zu Unrecht behaupten, dass die besagten Herren nicht besonders umweltfreundlich gehandelt haben. Immerhin wurde so unnötiger Elektronikmüll erzeugt.

Es bliebt eben doch das einzige Ziel derartiger Aktionen, vom Wähler positiv wahrgenommen zu werden.
Meiner Meinung nach dient so was eben ausschließlich dazu, einen „volksnahen Charakter“ zu bekommen. Dem Selbstzweck.

Böse gefragt: Welche Mobiltelefone dürfen wir denn noch kaufen wenn wir „gute“ Unternehmen unterstützen Wollen? Benq geht nicht, Nokia geht nicht, wer produziert denn in Deutschland? Motorola? HTC? Sony Ericsson?
Ich weiß es nicht und werde auch weiterhin meine Entscheidung nicht davon abhängig machen ob besagter Hersteller nun „in der Region“ produziert. Zudem sind Arbeitsplätze in Rumänien im Zweifel doch irgendwie „von oben geguckt“ genau so relevant wie welche in Bochum oder?

Alle diejenigen die heute schreien Sie würden nie wieder Nokia kaufen sollten bitte mal ihr aktuelles Mobiltelefon vorlegen und die ethisch-moralische Argumentation darlegen aufgrund der sie sich eben für jenes Modell entschieden haben.