Gesehen: Dunkirk

Die Grundidee ist klar?

Juni 1940, die Engländer die zur Unterstützung der Franzosen gegen die Deutschen auf den Kontinent geeilt waren, sind von den Nazis gejagt und in Dünkirchen (auf Englisch eben fancy „Dunkirk“) eingekesselt worden.
Im Prinzip steht „der Engländer“ am Strand und „der Deutsche“ außen rum.

Aus Gründen die Historiker besser beleuchten können als ich, lassen die Deutschen sich hier aber gerade mal ein paar Tage Zeit, und anstatt direkt den Strand zu stürmen und den Feind ins Meer zu treiben, passiert quasi gerade „nix“.

Chance für die Engländer also, schleunig da weg zu kommen. Problem für die Engländer aber: Schwierig, weil Wasser zu flach.
Kein Hafen und nur ein Anleger, an dem Schiffe mit nennenswert Tiefgang festmachen können..

Soweit die Ausgangslage.

Chris Nolan, (Batman, Inception) den ich sehr schätze, versucht sich hier an härterem Stoff.

Ich war skeptisch und neugierig und irgendwie unmotiviert den Film zu gucken, weil das einfach kein Thema ist, bei dem man mit „Unterhaltung“ rechnet.

Und… Puh.

„Bedrückend“ ist sehr zurückhaltend formuliert.

Wir erleben die Evakuierung des Strandes aus drei Perspektiven.

  • Als erstes treffen wir auf einen jungen Englischen Soldaten. Von Deutschen gejagt erreicht er den Strand von Dünkirchen. Die erste „große“ Einstellung, und der Zuschauer sieht die Menschenmassen. Tausende Soldaten, die mal mehr, mal weniger in Reih und Glied am Strand in Schlangen ans Meer stehen. Schlangen ins  Meer. Darauf warten und hoffen, dass sie ein Schiff nach Hause kriegen.
  • Eine Dreiergruppe Englischer Piloten, die von der Insel kommend über den Kanal fliegen, um Deutsche Einheiten abzuschießen. Im Hinterkopf behalten, dass das alles 1940 etwas anders war, als heute. Treibstoff und Reichweite waren stetige problematische Begleiter. Und der Feind hinter und über einem stetige Gefahr.
  • Ein Englischer Bootsbesitzer, der mit seinem Sohn und dessen Freund – der sich … naja, sagen wir mal spontan an Bord wirft um helfen zu können – in See sticht.
    Das Boot hat – wie so viele andere private Boote an diesem Tag – das Ziel, den Kanal zu überqueren, um dort Englische Soldaten auszuschiffen.
    Wir erinnern uns an die problematische Anfahrt an den Strand?
    Genau da kommen die kleinen Privatboote nämlich hin, im Gegensatz zu beispielsweise großen Zerstörern .

Der Zuschauer erfährt dabei ungewohnt wenig über die Protagonisten.
Kaum Hintergründe zu den Figuren. Ich habe mir nicht mal Namen gemerkt (was eventuell auch an meinem Namensgedächtnis liegt).

Ungewohnt, weil so die üblichen Mechanismen „Nähe“ zu den Handlungsträgern zu erzeugen außer Kraft gesetzt sind, aber sehr gelungen.
Gerade weil die Situationen am Strand, am Himmel und auf dem Meer im Mittelpunkt standen, fühlte ich mich direkt im Geschehen.

Belastend.

Für mich fühlte es sich gerade bei den Szenen am Strand an, als stünde man irgendwie daneben .Zwischen den Engländern  Man spürt die Angst, die Hoffnungslosigkeit, die Enttäuschungen, die Sorge, dass man kein Schiff findet, nicht drauf kommt.

Die Flugstaffel begleitete ich zunächst eher technisch interessiert. Der Vergleich zu heute ist einfach trotz „nur“ 77 Jahren so absurd. Aber spätestens mit dem ersten Gefecht wurde ich auch hier „reingezogen“. Wieder bedrückend, einengend. Und auch hier geht es mir anders, als bei den meisten Filmen, weil ich mich näher dran fühle. Weil der angreifende Deutsche mir zu nahe kommt. Nicht nur dem Jäger auf der Leinwand.

Und dann ist da das kleine Schiff, fast Stoff für ein eigenes Kammerspiel.
Nach einer Weile auf See, die Rettung eines im Kanal treibenden Soldaten.
Wir erleben mit, wie sich der offenbar traumatisierte junge Mann an Bord ziehen lässt. Der zunächst in einer Ecke kauernde schweigende Gerettete.
Panisch reagierend, als er erfährt, dass das Ziel des Schiffes nicht England sondern der Kontinent ist, dass er geradewegs zurück in den Krieg geschleppt wird, statt in Sicherheit.
Und wieder fühle ich mit. Intensiv. Einengend.
Der Krieg kennt keine Sieger. Nur Überlebende.

Der Film macht für mich vieles sehr richtig.

Saving Private Ryan ist sicher ein guter Film. Aber hat mich emotional nie wirklich mitgenommen, nie getroffen.
Schindlers List ist ein großartiger Film. Aber auch hier war für mich die Trennung zwischen Film („Fiktion“) und echter Welt nie durchbrochen.
Die dritte Wand war immer irgendwie spürbar. Immer die Grenze zwischen „denen und mir“.

Dunkirk schafft das. Zieht mich durch die Wand hinüber, nach Dünkirchen, in die Vergangenheit. Sehr früh im Film das extrem präsente Beklemmungsgefühl.
Vielleicht auch Tagesform, aber die Botschaft kommt so natürlich besesr durch.

Spaß macht das alles naturgemäß keinen. Mal schleicht die Zeit, weil es nicht vorwärts geht, weil man einfach darauf wartet, dass ein Schiff kommt, dass es irgendwie voran geht. Nicht langweilig, aber zäh. Weil es zäh ist, am Strand zu stehen und den Gezeiten zuzusehen und hinter einem die Deutschen zu wissen.

Es lohnt sich sehr diesen Film zu sehen. Wie von Nolan gewohnt, cineastisch großartig umgesetzt. Oft trist, weil die Welt eben trist war. Trist ist. Weil ein Strandabschnitt, an dem man ängstlich auf den Feind wartet kein Urlaubsparadies ist.

Überhaupt, dieser Strand und der Gedanke, was unsereins heute an solchen Stränden macht, und was damals dort war… Das spontane Gefühl, wenn man am Anfang des Filmes den endlosen Strand und das Meer sieht, direkt gefolgt von der Erkenntnis, dass das gerade nicht das „ich will ans Meer“-Meer ist. Genau gar nicht.

Wird deutlich, dass ich den Film mag? Gut.

Klare Ansehempfehlung: 9 von 10 Punkte.

Nachsatz:

Der Film vergegenwärtigt einem ziemlich intensiv, wie es hier vor 80 Jahren war.
Und wenn man darüber nachdenkt, sollte man darauf kommen, wie großartig es ist, dass wir hier seit Ende des zweiten Weltkriegs zumindest in „Kerneuropa“ keinen Krieg mehr hatten. Wie verdammt gut es uns geht.
Nehmt dieses Gefühl aus diesem Film mit.

Niemand von uns kann wohl wirklich nachvollziehen, wie es im Krieg ist.
Niemand von uns war damals dabei. Und nur sehr wenige von uns waren in der Gegenwart in einem Kriegsgebiet.

Und es ist an sich ziemlich großartig, dass wir das alles nur aus der weiten Ferne und/oder der Vergangenheit kennen, aber das hilft denen, die es nicht nur nachvollziehen sondern erleben müssen und mussten leider auch nicht.

Es gibt in Dunkirk eine Szene, in der die Englischen Soldaten Französischen Soldaten sehr ruppig klar machen, dass sie nicht mit aufs Schiff kommen.

Nur Engländer.

Und dieser Moment reicht eigentlich aus, um fiese zu stolpern und sich zu fragen, was da jetzt bitte schief läuft. Reicht aus, um zu merken, wie bescheuert das ist.
Wie absurd, dass da Engländer und Franzosen eigentlich zusammen (!) gegen die Nazis kämpfen, aber eben nebenher immer noch „wir“ und „die“ sind.

Für mehr „wir“ und viel weniger „die“.
Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg.

Gesehen: The Dark Tower

There are other worlds than these“ sagt der literarische Jake Chambers irgendwann zu Roland dem Revolvermann. Und irgendwie war das mein Motto für den Kinobesuch.

Die Romane damals aufgesaugt, ausgesaugt, panisch abgewartet, wann der nächste Teil kommt, in Sorge der großartige Stephen King könnte das Schreiben einstellen, bevor…
So hatten die Bücher teilweise fast religiöse Bedeutung für mich. Der Monolog des Mannes in Schwarz zum Thema Größe ist vielleicht die Textstelle, die für mich am ehesten repräsentiert, was man ab und zu mit „Sense of Wonder“ umschreibt.

Nun also im Kino. 95 Minuten statt sieben (acht) Büchern.

Es hilft nichts, man wird sich von den Romanen lösen müssen, will man den Film sehen und nicht direkt stolpren und sich ärgern. Wie man sich irgendwie ja immer ärgert, wenn das mit den Worten des Autoren geformte Bild aus dem eigenen Kopf auf der Leinwand nicht wiedergefunden wird

Und wenn man zu sich selbst ehrlich ist, wird man aus diesen Büchern auch mit sieben (acht) Filmen nicht rausholen, was drin steckt. Von daher bemühte ich mich vor dem Kinobesuch schon, meine Erwartungen anzupassen.

Schließlich war der Cast vorher bekannt und für mich großartig.

Der Mann in Schwarz, Walter – Matthew McConaughey.
Der Revolvermann, Roland – Idris Elba.

Zwei meiner liebsten.
Und der junge Tom Taylor macht seinen Job als Jake Chambers auch hervorragend.

Aber darum geht’s eigentlich nicht, oder? Es geht um die Geschichte. Und die ist… anders. Nicht wie in den Büchern. Während wir in den Büchern eigentlich vor allem Roland begleiten, folgen, ihn kennenlernen, steht im Film eigentlich Jake, einer seiner Gefährten aus dem Buch im Mittelpunkt. Wir erleben die Welt aus Jakes Perspektive,

Und einiges in der Filmwelt ist anders als in der Romanwelt. Es gibt andere Welten. Einige der Welten lernen wir während wir Roland in den Büchern begleiten kennen. Für mich kam im Kino nun eine neue dazu. Wer die Bücher kennt, wird sich schnell zurechtfinden. Vieles wiedererkennen. Für mich war es eine Rückkehr nach Mitwelt. Für mich war die Atmosphäre, die ich in den Romanen so liebte auch im Film zu spüren.

Wie wenn man nach langer Zeit wieder an einen Ort zurückkehrt, den man vor Jahren das letzte Mal besucht hatte. Die Welt hat sich weiter gedreht. Dort. Im New York des Film-Jake. Im Mitwelt des Film-Roland. Und doch… ist es irgendwie als käme man zurück nach Hause. Ich fühlte mich wohl, diese 95 Minuten in den Welten von Jake und Roland. Ich kannte ein paar der Ecken noch von damals. Die alte 19.Die schwarze 8. Das Dixie Pig.

Aber es ist keine Romanverfilmung. Es ist ein Remix.
Ein eigenständiger Film auf der Basis der Romanvorlage.

Ich mag diesen Film.
8 von 10 Punkten.

(Und solltet Ihr den anschauen, achtet mal darauf, wie der Theme-Park heißt…)
Noch gut einen Monat.

Blogparade: Mixtape mit 16

Ich schreib hier ja kaum noch was rein, aber das hier… juckte mich dann doch in den Fingern.

Worum geht’s? Eigentlich ganz einfach: „Was wäre auf einem Mixtape gelandet, das ich mit 16 gebaut hätte.“.

16 wurde ich im Herbst 1990… schon ne Weile her.

Ich gestehe, dass ich nicht die komplette Musik des Jahreswechsels 90/91 recherchiert habe, sondern mich an den Top-Listen der beiden Jahre entlang gehangelt habe. Aus heuter Sicht wäre da wohl wesentlich weniger Chart-Quatsch reingerutscht, und wesentlich mehr B-Seiten. Aber nun, das ergibt schon ein realistisches Bild des 16 Jährigen Curi.

Spaßeshalber hab ich mal ergänzt, welchen der Songs ich damals auch käuflich erworben im CD-Regal rumstehen hatte. Ist also doch recht realistisch, die Liste.
(und ich habe in meiner kompletten Jugend genau gar keinen Sampler gekauft. Das sind also keine Zufallsfunde auf irgendeiner Bravo Hits oder so.)

Die Reihenfolge ist zufällig, wahrscheinlich hätte ich an der seinerzeit aber auch noch rumgeschraubt.

Mixtape-ListeIm Nachhinein gerne redigieren würde ich eigentlich nur Vanilla Ice und Enigma, hätte schlimmer kommen können. Aber gerade Ice Ice Baby fühlte sich damals noch irgendwie cool an. Tjanun.

Die beste Übersicht über die Teilnehmer findet sich wohl beim Tim.

Insgesamt stelle ich immer weider fest, wie großartige diese moderne Technik ist. Wie ich spulen hasste und wie sehr ich mich schon bei CDs über funktionierendes Skippen freute.