Und dann hat‘s Basch gemacht

Wild diskutiert wird im Moment das hier aus der Basch – überschrieben mit „Bullen aus der Kurve“.

Zusammengefasst etwa „Es gibt den Verdacht dass jemand Polizist ist. Dies wird irgendwie überprüft. Der Polizist sowie sein Fanclub streiten es (das Polizist-sein) ab. Der Verdacht erhärtet sich. Es scheint so was wie Beweise zu geben. Der Fanclub inklusive polizistischem Mitglied wird aus den ‚USP-Strukturen‘ ausgeschlossen und soll ‚sich von der Gruppe USP und der Südkurve fernhalten‚“

Das Ganze ist aus meiner Sicht ziemlich vielschichtig. Von daher hier erst mal die einzelnen für mich relevanten Schichten im Detail. (Die Reihenfolge ist „so wie es mir einfällt“, das ist keine inhaltliche Wertung). Viele der Themen könnten noch wesentlich ausführlicher… aber wir haben ja keine Zeit.

Schicht 1: Gruppenzugehörigkeit

Grundsätzlich hat jede Gruppe aus meiner Sicht das Recht, sich für oder gegen einzelne Mitglieder auszusprechen. Wenn ich in meinem Fanclub keine Marktforscher haben möchte, kann ich das so handhaben. Vielleicht doof für die Marktforscher, aber soweit kein großes Ding. Wenn USP jetzt in Ihrer „Gruppierung“ (ein Fanclub sind sie wohl nicht?) keine Polizisten haben möchte, ist das deren Ding.

Ich kann das sogar insofern nachvollziehen, als dass bei der Diskussion um Gruppenaktivitäten eben vielleicht auch besprochen wird, was die Polizei nicht wissen soll. Die Prämisse mit der Abhörmaßnahmen abgelehnt werden (Sinngemäß etwa „Ich verhalte mich anders, wenn ich weiß, dass ich abgehört werden könnte, daher ist das ein grober einschnitt, selbst wenn im Akutfall nicht abgehört wird“) gilt hier für mich auch. Selbst wenn $Polizist der schnafteste unter den Schnaftesten ist, kann es sein, dass sich aus dem Wissen über seinen Beruf nicht wünschenswerte Veränderungen im Kommunikationsverhalten der Gesamtgruppe ableiten.

Schicht 2a: Tonalität

Bullen“ werden als jemand bewertet, der den „staatlichen Repressionsapparat bedient“.

Nun finde ich es persönlich blödsinnig, generell von „Bullen“ zu sprechen.

Das ist sicherlich Gruppenduktus und vermutlich in der Zielgruppe des Artikels (also bei den anderen USPlern und USP nahestehenden) so akzeptiert und gewollt, ändert ja aber nix an meiner Perspektive.

Das liegt auch daran, dass ich eine Organisiation wie die Polizei durchaus für sinnvoll und notwendig halte. Außerdem gibt es zwischen Schwarz und Weiß noch genügend Grautöne. Es gibt nicht „Den Polizisten“, der prinzipiell und immer böse ist.
Es gibt böse/doofe und gute Polizisten und höchstwahrscheinlich viel zu wenig gute.
Aber das Problem hat Momo dann sehr treffend auf den “Marsch durch die Institutionen” bezogen.

Wenn mehr „gute Leute“ Polizist würden, gäbe es eben auch mehr gute Polizisten. Dummerweise läuft der Kreis hier andersrum und das (sicher nicht ungerechtfertigte) schlechte Image der Polizei führt dazu, dass sich eben auch eher Menschen um den Job bemühen, die Werte vertreten, die zu dem schlechten Image passen.

Trotzdem benötigt Mensch eine Organisation die dafür sorgt, dass dem Bürger die Ausübung bzw. Nutzung der (Grund-)Rechte auch ermöglicht werden.
Und das ist eben die Polizei, deren „Grundidee“ ich nun erst mal nicht verwerflich sondern eher hilfreich finde.

Was da in der Praxis passiert steht leider auf einem anderen Blatt.

Schicht 2b: Repressionsapparat

Dazu kommt, dass der „staatliche Repressionsapparat“ natürlich auch herrlich undifferenziert ist.

Böse gefragt: Gibt es innerhalb USP oder der (Gemeinschaft) Südkurve einen Repressionsapparat?

Wie setzt sich so ein staatlicher Repressionsapparat zusammen?

Gehören da auch alle anderen „Staatsdiener“ dazu? Lehrer, Finanzbeamte, Richter, Sozialarbeiter, Feuerwehrleute? Repression im Sinne von Reglementierung gibt es ja im Prinzip in allen Bereichen des Lebens.

Auch da wieder: Die Vorstellung, dass alles unreglementiert  schon irgendwie (gut!) funktionieren würde, finde ich äußerst naiv.

Am Ende ersetzt halt nur ein Repressionsapparat den anderen. Und die können besser oder schlechter sein, na klar, aber von der funktionalen Logik bleiben es Repressionsapparate.

Schicht 3: Formulierung

Nochmal der Satz aus der Einleitung und dem Basch-Text:

sich von der Gruppe USP und der Südkurve fernhalten

Je nach Lesart wird hier jemand nicht nur aus der Gruppe, sondern auch aus einem Stadionbereich „verjagt“. Da ist zumindest die Formulierung schlecht gewählt. Wenn es sich nur auf eine „Gruppe“ oder „Gemeinschaft“ Südkurve bezieht, sollte das entsprechend formuliert sein.

Wenn nicht: Geht’s noch? Dass ausschließlich der Verein Hausrecht hat und Stadion(-Bereichs-Verbote) ausspricht ist zum Glück so. Und auch die Basch oder USP oder sonst wer sollte hier „so“ vorgehen können.

Schicht 4: Recherche?

Um keine Hexenjagd loszutreten, gingen wir den Gerüchten nach und sammelten erst einmal Informationen. Die Recherche dauerte gar nicht lange und schon bestätigten sich die Gerüchte, der Verdacht wurde stärker und richtete sich auch schnell gegen eine bestimmte Person.

Es gibt also Gerüchte, die werden überprüft und es wird gehandelt. Wollte man das überhöhen könnte man hier jetzt mal damit anfangen, wie hier scheinbar vorgegangen wird.

  1. Es gibt Gerüchte. (*Anfangsverdacht)
  2. Es werden Informationen gesammelt. (*Ermittlung – Polizeiarbeit)
  3. Die Gerüchte bestätigen sich, der Verdacht wird stärker. (*Anklage)
  4. Es werden Konsequenzen gezogen (*Urteil)

Die * in den Klammern mal ganz bewusst um aufzuzeigen, wie eng das Vorgehen sich an den so kritisierten Strukturen des staatlichen Repressionsapparates orientiert.

Da es offenbar keinen einem Gerichtsverfahren äquivalenten Prozessschritt gab allerdings für den aus meiner Sicht zentralen Schritt moderner Gesellschaften. Es gibt einen Vorwurf, der Vorwerfer (Die Gruppe USP?) recherchiert und sieht den Vorwurf bestätigt, der Vorwerfer fällt auf Basis seiner Informationen ein Urteil.

Nur mal so zum Andenken – hier werden ja doch in der Gruppe Muster repliziert, die außerhalb massiv kritisiert werden.

Fazit?

Irgendwo zwischen Kommunikationsschwäche und Kopf-Tisch.

Optimistische Auslegung: Der Text ist vor allem schlecht geschrieben.
Er schafft es in geradezu vorbildlicher Weise Tatsachen so fehlinterpretierbar darzustellen, dass die zu erwartende Diskussion massiv befördert wird.
Dann bleiben zwar immer noch für mich nicht nachvollziehbare Teile des Textes offen (Stichwort „staatlicher Repressionsapparat“), aber der eigentliche Grund für den Text ist für mich (siehe Schicht 1) wenigstens einigermaßen nachzuvollziehen.

Pessimistische Auslegung: Der Text ist nicht nur schlecht geschrieben, es fand der (Versuchte?) Platzverweis aus der Südkurve statt.
Dann haben wir als Gesamtverein hier meinem Erachten nach ein viel größeres Problem. Territorialgedanken sind ja bei Fußballfans nicht so ungewöhnlich („Unser Stadion“, „Unsere Kurve“ etc.), trotzdem ist es eben maximal ideell die USP-Kurve. Wer da steht darf und soll kein (Meta-?) Fanclub und keine Fangruppierung entscheiden, sondern schließlich und endlich der Verein. Wenn USP sich anmaßt hier festlegen zu wollen, wer was in welcher Kurve zu suchen hätte, und wer nicht, ist es an der Zeit, dass sich der Verein in Form seiner dafür relevanten Angestellten diesem Thema mal näher annimmt.

Bei allem, was USP Gutes für den Verein, den Stadtteil und die Gesellschaft versucht, bleibt immer mal wieder ein im besten Fall massives Kommunikationsproblem hängen. Und offenbar wird das gruppenintern ignoriert oder wenigstens nicht abgestellt. Schlechtestenfalls ist es eben nicht nur ein Kommunikations- sondern ein Einstellungsproblem. Und dann gibt es wohl dringenden Redebedarf.

Edit: Es gibt jetzt auch eine Stellungnahme des betroffenen Fanclubs.

Kein-Saisonkarte-Kein-Heimsieg-Wochenende

Nachdem das ganze etwas gesackt ist, äußere ich mich dann auch mal (zu spät?) zum letzten Fußballwochenende. Den Anfang machte das samstägliche Anstehen für die neue Saisonkarte. Warum das so ist steht zum einen bei den das ganze organisierenden Ultras, an sonsten kann man aber auch hier nachlesen, wie es mir letzte Saison erging.

Schlangestehen.

Eigentlich ließ sich der Tag recht gut an, nach dem Treffen mit der Bezugsgruppe gegen kurz vor 10, schlurften wir inklusive des von Frau Jekylla und mir bestückten und von Herrn Sparschäler zusammengebauten Grill-Bollerwagens rüber zum Millerntor und reihten uns in die Schlange ein. Das Ende der Schlange, also zu dem Zeitpunkt unsere Position, war zwar schon recht weit hinten, aber vorsichtige Schätzungen der Menschenmenge vor uns führten zu Zahlen um die 1.600 oder 1.800 Personen, auch da die Schlange noch sehr entspannt mit großem Abstand zwischen den einzelnen stand, und zudem meist maximal 2 Personen breit war.

Für Ortskundige: Die Schlange ging vom Eingang ins Clubheim in der Südkurve über den Vorplatz um das T-Com-Gebäude herum bis zur Gegengerade, wir standen zu Beginn etwa auf Höhe der Strafraumgrenze Süd.

Auf Höhe des T-Com-Gebäudes fingen wir dann an den Grill vorzuheizen. Würste, Fleisch und Nudelsalat wurden gereicht. Ein kurzer Besuch des Hof-Fotografen wurde noch von Jubel begleitet. Langsam und inzwischen gesättigt ging es voran. Gegen ca. 14:00 Uhr erreichten wir die Ecke zum Südkurvenvorplatz, gegen ca. 15:00 Uhr standen wir noch ca. 25 Meter vom Clubheim, in dem es die begehrten Karten gibt, entfernt.

Ungefähr jetzt fing die schlechte Laune an. Durchsage, dass alle Karten vergriffen sein. Entsetztes Schweigen. Frustriertes Zusammenpacken der eigenen Sachen. Heimfahrt. Ich ignorierte für den Rest des Tages alles zu diesem Thema und versuchte mich in brauchbarer Laune.

Schön, als ich dann am Sonntag am Treffpunkt zum Heimspiel gegen die Arminia aus Bielefeld stand und mir erzählen ließ, dass wohl ca. 300 bis 700 Personen sich nachträglich in die Schlange integriert hätten. Klar. Man kann sich vorne zu Freunden und Bekannten stellen. Reicht ja, wenn einer den Platz freihält. Ich persönlich hab zwar nichts beobachten können, stand ja eher weiter hinten, aber die Menge derjenigen, die sowas beobachtet haben, spricht dafür, dass die Schätzungen nicht aus der Luft kommen. Toll. Das ist mein St. Pauli. Nicht. Wobei das kein St. Pauli-Phänomen ist, aber das nur am Rande.

Fußball.

Naja, mit entsprechend geladener Stimmung ging’s dann ins Stadion. Das von USP genutzte Wörtchen “Schnarchnasen”, im Bezug auf Support der nicht ihren Vorstellungen entspricht, waberte durch die Luft, die Enttäuschten, zu denen ja auch ich und meine Bezugsgruppe gehörten, waren naturgemäß immer noch traurig, dass sie nächste Saison die Kurve wohl überwiegend von außen sehen würden. Das Spiel tat dann ein übriges dazu, die Laune nicht besser werden zu lassen. Die erste Hälfte war weitgehend zu träge, zu wenig dynamisch, um zu begeistern. Dazu das ärgerliche, aber nicht unverdiente Tor der Gäste… Naja.

Nach dem Wiederanpfiff dann mehr Power, mehr Drängen auf das Tor der Bielefelder, leider ohne Erfolg. Im Moment ist eben auch Fußballerisch der Wurm drin. Hmpf.

Was bleibt? Ein 0:1 nach Neunzig Minuten.Ein nur noch dritter Tabellenplatz (stand heute: Relegation gegen Nürnberg). Ein irgendwie – wenigstens offensiv – im Moment verunsichert wirkendes Team. Zwei Sperren (Lechner und Lehmann) für das Spiel in München.

Nachwehen.

Irgendwie nervt mich das Ticketing bei St. Pauli ja ungefähr, seitdem ich meine erste Dauerkarte hatte. Das war in den frühen Neunzigern, müsste 1991 gewesen sein. Damals war die Dauerkarte noch ein Stück Din A 6 Pappe, mit ein paar abzuknipsenden Feldern am Rand. Irgendwann später gab es dann eine Maschine, die das ganze laminierte, was der Haltbarkeit diente. Das Ding wurde kleiner, und seit sowas wie 4 Jahren gibt es jetzt tatsächlich Scheckkartengroße Plastikkärtchen. Seit 4 Jahren passt die Dauerkarte ins Portemonnaie.

Dass es seit ca. 15 Jahren das Internet gibt, ist am Verein dagegen vorbeigezogen. Online-Service? Fehlanzeige. Während man beim anderen hamburger Verein sein Vorkaufsrecht online ausüben kann, muss man bei uns persönlich vorbeischauen. Während man nebenan sein Eintrittsrecht per Dauerkarte für nicht besuchte Spiele weiterverkaufen kann, online, ohne dass man die Karte weitergeben muss, gibt es bei uns nur die AFM-Ticketbörse.

Bei uns gibt es 600 Südkurven-Karten für jedes Heimspiel. Im freien Verkauf. Wie bekommt man die? Anstehen. Wir sind ja sooo anders. Aber anders ist ja nicht immer und zwingend toll.

Okay, das Problem “weniger Karten als Interessenten” behebt man damit natürlich auch nicht, aber man würde sich trotzdem einiges an Generve ersparen.

Und sonst so?

Drüben bei Santapauli gibt’s gerade eine sehr persönliche Abrechnung mit dem FC St. Pauli. auch sonst hab ich in den letzten Tagen vieles Gelesen, was den Tenor hatte “dafür geh ich nicht dahin”. Ich weiß ja nicht so recht.

Warum geh ich eigentlich zum FC St. Pauli? Weil ich Fan bin. Was macht für mich das Fan sein aus? Hm, nennen wir es mal Liebe zum Verein. Natürlich kann sich die verändern, oder man entliebt sich irgendwann. Aber deshalb? Wer aufmerksam im Stadion stand hat schon Anfang der Neunziger mehr Idioten als Vernünftige vorgefunden. Mehr betrunkene, gewaltbereite, homophobe, als einem lieb sein konnte.

Tolerant, liberal, weltoffen waren immer nur einige. Ja, es war früher ein Kontrast zu den Nazispinnern in einigen anderen Stadien, ja, es gibt auch heute noch Dinge, die uns abheben. Aber zu mindestens 90% sind und waren wir immer schon ein ganz normaler Verein. Kult? Kult. Ein Label. Mehr nicht. Und selbst bei den “Besserfans” existiert schon seit damals ein für mich zum Teil unerträglicher Linksdogmatismus. Toleranz, die nur dann gelebt wird, wenn sie auf etwas trifft, dass in das eigene Wertebild integrierbar ist.

Beispiel gefällig?

Bei Kiki in die Kommentare linsen. Wer Golf spielt ist automatisch FDP-Wähler, wer FDP wählt hat automatisch nichts im Stadion verloren. Danke. Selbstentlarvend, irgendwie.

Leider bleibt das nicht bei Einzelpersonen stehen. Wer sich die “Südkurve” durchliest, das Organ mit dem die Fans auf derselben über anstehendes und vergangenes informiert werden, bekommt den Eindruck, es mit einem elitären, abgehobenen Haufen zu tun zu haben. Wer nicht 90 Minuten das singt, was man vorgibt, ist eine – siehe oben – Schnarchnase. Folge unserem Vorbild, oder verlasse die Kurve. Steht da so, oder so ähnlich.

Dass die Südkurve eine Supportkurve sein soll, tragen glaube ich alle. Aber dass inzwischen größere Gruppen versuchen auch noch die Art des Supports vorzuschreiben, na danke. Das ist (leider) mein St. Pauli.

Schuldzuweisung

Irgendwer ist natürlich immer Schuld. Wir sind Schuld, dass wir keine Karte bekommen haben, weil wir schlicht zu spät waren. Weil wir den Andrang unterschätzten. First come, first Serve. Soweit, so in Ordnung (und trotzdem doof).

Ist USP schuld? Ich meine nicht. USP ist in der Position, in die sie der Verein gehoben hat. Verhält sich so, wie sie aus Sicht der Gruppe halt handeln wollen. Tun das, was ihnen am besten erscheint. Klar kann man jetzt sagen, dass die Schlange hätte reguliert werden sollen, aber.. ist das USPs Schuld?

Für mich ist der Verein selbst schuld. Wer zum einen die absurde Idee hat, dass der Verkauf durch die Fans sinnvoll reguliert werden kann, wer zum anderen nicht mal annähernd selbst regulierend eingreift.. Naja. Die “Südkurve” wird man auch beim Verein lesen können. Und entsprechend auch den Tonfall. Ich verlange keine Zensur, aber dass man dann mal darüber nachdenkt, wen man hier zum Kartenverwalter gemacht hat, wäre nicht zu viel verlangt.

Siehe oben: Modernes Ticketing würde einige, aber nicht alle Probleme verringern. Kluger Umgang mit der Situation sicherlich auch. Aber solange bei uns die Eintrittskarten noch gelocht werden, und es keine Lesegeräte gibt, bleibt vieles davon wohl Utopie.

Und jetzt?

Tja. Einen Plan B gibt es nicht so wirklich, bisher. Ab und zu mal das 600er Kontingent abgreifen? Ab und zu irgendwie anders ins Stadion? Oder doch nen Sitzplatz? Allein, ohne Bezugsgruppe? Ich weiß es nicht. Während Erik überlegt, ob er doch als Sponsor einsteigt, fehlt mir noch ne Idee. Aber bis die Karten verkauft werden ,ist ja auch Sommer.

Ich geb übrigens hier nochmal offiziell eine Prognose ab: Sollte St. Pauli nicht aufsteigen, wird es im Sommer verdammt viele Saisonkarten für die Südkurve bei Ebay geben. Alternativ viele leere Plätze.

Naja. Eigentlich wollte ich eh immer wieder zurück in die Gegengerade. Ich hab zwar keine Ahnung, wie ich das realisiert bekomme, aber vielleicht sollte ich mal anfangen dafür Pläne zu schmieden. Im Optimalfall mit der Bezugsgruppe.

Und jetzt! Fußball. Auwärts bei 1860 München. Gewinnen. Würde mich zumindest auf dem Platz wieder etwas fröhlicher stimmen.

Südkurven-Dauerkarte-Quittungscoupon-Anstehen

Der Club meines Herzens macht es einem ja nicht ganz einfach an eine Karte zu kommen, besonders, wenn es darum um eine Dauerkarte geht.

Anders: Als ich irgendwann in der Regionalliga mit Freund J. beschloss, dass wir eigentlich mal – ob das sowieso nie wirklich ausverkauften Stadions – eine Saison von Kurve zu Kurve hoppen könnten und uns für eine Saison keine Gegengeraden-Dauerkarte mehr kauften, was das zumindest etwas… kurzsichtig. Schließlich war mit der Dauerkarte auch immer das Vorkaufsrecht für die nächste Saison verbunden. Lustigerweise entschied sich mein liebster FC St. Pauli in der darauffolgenden Saison dann plötzlich erfolgreicher und besser Fußball zu spielen und schaffte es dann auch noch aufzusteigen. Weggegangen, Platz vergangen. Naja, sooo wichtig war mir Fußball irgendwie auch nichtmehr, deshalb war das zu verschmerzen. Aber in den letzten Monaten wuchs doch das Bedürfnis wieder, im Stadion dabei zu sein. Sitzplätze kommen nicht in Frage, Wunschplatz Steh-Gegengerade (inkl. Vorkaufsrecht für die dann nächste Saison) ist mehr als nur unrealistisch, was bleibt? Stehplatz Süd. Das ist bei St. Pauli nämlich etwas “besonderes”. Die südkurve ist seit dem Neubau unsere “Ultrakurve”. Und um hier möglichst sangesfreudige, supportwillige Fans “hinzubekommen” wurde irgendwie die Idee entwickelt, hier die Ultras selbst die Verwaltung zu koordinieren (unter Vereinsaugen selbstverständlich). Das führt dazu, dass kein Vorkaufsrecht an die Dauerkarte gekoppelt ist und dass man nicht “einfach” ins Kartencenter marschieren kann, um sich die Karte zu kaufen, sondern dass man sich einem lustigen Prozedere unterwerfen darf.

Das geht im Detail so:

  • Organisieren eines Antrags. Diesen gibt es im Stadion oder im St. Pauli-Fanladen. Da ich ja keine Karte habe, mußte ich also zum Fanladen marschieren. Der ist sinnigerweise so gelegen, dass man wirklich glaubt die haben das Gebäude ausgewählt, das in St. Pauli den größtmöglichen Abstand zu allen vorhandenen S- und U-Bahnhöfen hat.
  • Abgeben des Antrags und Umtausch in eine Quittung, die zum Erwerb der Dauerkarte berechtigt. Entweder am 21.03 oder an den darauffolgenden Tagen im Stadion. Wobei aufgrund der begrenzten Kapazität der 21.03 schon nach einer guten Idee klang.
  • Erwerb der Dauerkarte im Kartencenter, irgendwann im Sommer.

Ich hab keine Ahnung, welchen Nutzen die ersten beiden Schritte haben. Den Antrag selbst gab es in deutlich größerer Zahl als es Tickets gibt, von daher war hier keine Knappheit und man konnte sich den gemütlich abholen (Ich hab ihn mir auch erst am letzten Donnerstag besorgt).

Das Abgeben bzw. Umtauschen des Antrags war dann klassisches First come, First Serve. Nur: Das hätte man doch auch gehabt, wenn man die Karten direkt verkauft hätte? Früher[tm] standen wir auch Stundenlang am Heiligengeistfeld für unsere Dauerkarten an. Und bekamen sie dann eben. Oder nicht. Aber warum ich JETZT dafür anstehen mußte, damit ich das im Sommer (warm, gemütlich, gerne draußen sein) nicht muß…? Naja.

Schlange vor der Südkurve 1. Anfangs des Schlangestehens

Schlange vor der Südkurve am Anfang des Schlangestehens

Jedenfalls stand ich dann gestern u.A. mit Frau @Jeky und Herrn @textundblog in der Schlange um den Antrag in eine Quittung umzutauschen. Etwas später stieß dann noch Herr @ring2 zu uns, so dass wir in munterer Twitter-/Online-/Blogger-Runde langsam aber sicher voran kamen.

Nochmal zu den Hintergründen dieser lustigen Schlangestehaktion: Die Ultras / USP verknüpfen damit die Hoffnung, junge, diesem Supportstil zugeneige Fans anzusprechen. Den Nachwuchs ins Stadion zu bekommen also. Wenn ich mich in unserer illustren Runde so umsah, muß man wirklich anmerken, dass diese Aktion unter dem Vorzeichen ein voller Erfolg sein dürfte. Sollten wir in der Formation bei einem USP-treffen auftreten, dürften wir den Altersschnitt mal eben um gepflegte 5 Jahre nach oben treiben. 😉 Wobei, wenn man sich so umsah in der Schlange, ich behaupten würde, dass nicht nur wir definitiv ausserhalb des Klischees, bzw. (unterstellt) Wunschbildes der Initiatoren bezüglich “Südkurvenfan” liegen. Im Forum wurde sich schon über “Werber mit iPhone” beklagt, die bestimmt nicht supporten würden. Na danke. Ich fühl mich jetzt einfach mal halb angesprochen. Vielleicht sollten diejenigen, die sich über sowas beklagen mal darüber nachdenken, was sie später beruflich machen möchten. Bestimmt ist “Tischler” oder “Sozialarbeiter” genehm. Und natürlich können auch nur solche Supporten. Sischer dat.

Nach ungefähr zwei Stunden anstehen näherten wir uns dann langsam dem Ziel, die Schlange hinter uns war zwar etwa genausolang, wie zum Beginn der Anstehaktion, aber das sollte unsere Sorge bald nichtmehr sein.

Schlange vor der Südkurve kurz vorm Ende des Schlangestehens

Schlange vor der Südkurve kurz vorm Ende des Schlangestehens

Beeindruckend treffsicher übrigens @textundblog, der am Anfang schätzte, dass etwa 1.000 Personen vor uns in der Schlange stünden. Als wir vor der Schleuse auf den Einlass warteten, wurde auf Nachfrage berichtet, dass bisher 1.090 Anträge abgegeben wurden. Ich hätte mich übelst verschätzt.

Naja, das Ende vom Lied: Ich hab meine Quittung und damit, wenn alles glatt geht, für die nächste Saison meine Dauerkarte Stehplatz Südkurve. Das ist dann auch sozusagen der nächste logische Schritt meiner Lebenslangen Stadionrunde. Aus der Nordkurven-Dauerkarte wurde mitte der Neunziger eine für die Gegengerade. Und nun steh ich also in der Südkurve. Mindestens für eine Saison. Irgendwann, als älterer Herr, wandere ich dann ja vielleicht doch noch rüber, auf die Haupttribüne. Das Leben als St. Pauli-Fan ist eben doch ein Kreis. Und die Anstehaktion war, dank guter Gesellschaft, dann doch eher lustig als sinnlos.