Das ist die perfekte Welle…

Menschen sind Herdentiere. Viele von uns glauben zwar, sich davon lösen zu können und – gerade durch Ellenbogeneinsatz allein, aber ganz vorne zu stehen. Das ändert aber eigentlich wenig bis gar nichts daran, dass es Menschen am besten geht, wenn sie Teil eines übergeordneten Kontextes sind.
Warum sind wir Fußballfans? Weil wir uns dem jeweiligen Verein und der damit verbundenen Gruppe zugehörig fühlen. Warum werden tausende zu Handballfans, die noch nie damit zu tun hatten? Gemeinschaft.

Wollen? Müssen!

Stadion.
20.000
Singen.
Synchron.
Gemeinsam.
Laut.

Gänsehaut.

Wie schnell die Stimmung überkippt, wie schnell sich aus dem wir ein die destilliert, das dann nicht nur Innen und Außen trennt, sondern Außen sogleich als wertlos definiert, das zeigte schon das Buch „Die Welle“.
Der aktuelle (deutsche!) Film mit Jürgen Vogel (!!) macht das ganze mir noch etwas eindringlicher.

Mir ist ja meist wichtig, dass ich während des Films nicht zu oft darüber nachdenke dass es ein Film ist.
Das ist der Welle sehr gut gelungen. Trotz einiger zum Teil auch platter Späße, die zum Teil sicherlich auch durch die Erinnerung an die eigene Schulzeit gestützt werden, ist der Film ernst zu nehmen.
Die Schüler erfüllen sicherlich einige Klischees. Aber – und ich denke auch das macht den Film so gut – diese Klischees wurden wenigstens in Teilen von meinem damaligen Mitschülern genau so erfüllt, wie von den Schülern aus „Die Welle“. Glaubhaft.
Den Klassenkasper nimmt man genau so wahr wie damals den Clown, und die Quoten-Punk-Frau hatten wir auch in unserem Abi-Jahrgang. Inklusive der eben klischeehaften Handlungsweise.

Sogar Jürgen Vogel – den ich zugegeben sonst nicht leiden kann – gefällt mir in der Rolle. Auch er ist glaubwürdig. Außenseiter, Lehrer, mit einer „guten Idee“ wenn man so will. Auch er erfüllt ein Klischee und auch dieses Klischee kenne ich noch aus meiner Schulzeit. Obwohl sie inzwischen länger her ist als sie lang war (WTF? Bin ich alt).

Das klingt zwar widersprüchlich, aber dem Film gelingt es Klischees glaubwürdig rüber zu bringen und dabei noch seine Botschaft zu vermitteln.

Nach dem Film ist es ja meist so, dass die Zuschauer aufstehen, anfangen sich zu unterhalten, das Kino verlassen Bei „Die Welle“ war das gestern anders. Schweigen dominierte. Ich glaube wir alle mussten das gesehene erst einmal verarbeiten. Spricht für den Film.

Ansehen!

Die Welle im Netz

Das zweite Schaf…

Gerade zeigt Pro 7 „Dörte’s Dancing“**.

Eine bereits nach ca. 15 Minuten äußerst bemühte Klamauk-Variante von Dirty Dancing…

Was Spiegel-Online so schreibt ohne sinnvolle Handlung, ohne (lustige) Gags, ohne … alles. Und sie haben recht.

Von Rat Pack, den Machern, die auch schon die unsägliche Pro7-Märchen-Kommödien-Filme produziert haben. Alles was man von „Dörte“ vorher mitbekommt ist abschreckend:

Die Werbe-Kampagne dazu:
Nachgemachte Scary Movie Plakate.
Mal ehrlich: Scary Movie war schon – äh – Scary.

Also jetzt nicht gruslig sondern Angst erregend.

Wir erinnern uns: Scary Movie war der misslungene Versuch die Horror-Film-Parodie Scream* zu persiflieren.
Was will uns diese Kampagne eigentlich sagen? „Wir kopieren die (schlechte) Kopie von Scream“? Im Analog-Zeitalter hätte man dazu zu Recht gesagt, dass die Qualität mit jeder Kopie abnimmt.
Naja.

Die Schauspieler Commedians Teilnehmer:
Axel Stein reicht mir persönlich ja immer als Grund wegzuschauen, aber dazu noch Jeanette Biedermann und Sonja Kraus und – äh – ich hab’s verdrängt.
Warum glauben bestimmte Produktionsfirmen eigentlich, dass „Moderieren“ und „Schauspielern“ von der Befähigung her zusammenhängen (und wer behauptet eigentlich, dass alle Moderatoren/innen das auch wirklich können??).
Das gleiche gilt im Prinzip auch für „Singen“ und „Schauspielern“ (Ja, die Anführungszeichen sind Absicht).
Nach 15 Minuten ist es mir schon zu viel. Trotz dem Time Warp im Hintergrund (die Musik reißt es dann doch nicht heraus) und einem optisch glaubwürdigen Riffraff-Klon.

Der Titel der Filmreihe: Funny Movie.
Hallo? Bin ich der einzige oder geht es dem geneigten Leser genau so? Was assoziiert ihr, wenn ihr an Sendungen denkt die wie folgt heißen könnten: Jetzt wird’s lustig, Der Brüller, Schenkelklopfer, Zum Lachen, lustiger Film, Heiter!

Bei mir schwingt da immer eine ganze Latte von vorUrteilen mit. Karneval. Also nicht das, was Augenzeugen vom authentischen Vor-Ort-Karneval in Köln berichten.

Das was es so im Fernsehen gibt. Platte Klischees, betrunkenes Klatschvieh. Alles, aber nicht lustig.

Vor Jahren gab es mal eine Show die hieß „Stimmung“. Mit Bernd Stelter (hier bitte gruseln).
Genau wie damals stellen sich bei mir jetzt bei dem“Funny Movie“ die Nackenhaare auf. Und ich würde mir so gern einreden, dass es nur Vorurteile sind. Aber immer wenn ich mich dann überwinde und reinschaue merke ich: Ich habe Recht. Und das ist das eigentlich erschreckende.

Wenn man mir vorab erklären muss, dass es gleich „lustig“ wird, oder dass gleich „Stimmung“ aufkommt, dann kann es wohl nicht so lustig sein, sonst müsste ich doch von allein lachen, oder?

Michael vom Fernsehlexikon hat’s schon gesehen. Und wenn man ihm vertrauen darf (was ich in diesem Fall einfach mache) wird es grausam:

Wieder so eine Comedysendung, die nicht lustig ist“ sagt er.

Nicht, dass ich das nicht eh erwartet hätte. Aber ein bisschen bestätigt fühle ich mich da jetzt schon.
Warum ist es eigentlich so schwer, in Deutschland was wirklich Lustiges zu produzieren?
Ich meine, der Humor ist in der Basis doch wohl vorhanden. Klar ist mein Ausschnitt der Welt nur ein kleiner, aber ich weiß wenigstens teilweise, worüber meine Kollegen, Freunde, Bekannte so ungefähr lachen.

Und das ist bestimmt kein“Funny Movie“!

Aber irgendwie darf man wohl nicht zu viel erwarten. Irgendwie sind die an den Hebeln wohl immer noch nicht mutig genug etwas zu machen, das anders und damit wirklich unterhaltsam ist. Subtil, intelligent, humorvoll, innovativ (Buzzword-Bingo!).

Und wenn sie es doch machen, kneifen sie nach kurzer Zeit, weil sie nicht verstehen, dass sich die Quotenchancen einer Fernsehserie nicht nach zwei Folgen anhand der aktuellen Einschaltquoten ablesen lassen. Weil sie nicht merken, dass die Zuschauer Zeit brauchen, um überhaupt mitzubekommen, dass es da etwas Sehenswertes gibt. Gefühlt übrigens nur bei Sachen die für mich sehenswert sein könnten Wetten „Funny Movies“ wird komplett gesendet?

Oder ich überschätze Deutschland, und die Macher sind in Wirklichkeit einfach nur intelligenter oder realistischer als ich, was die Erfolgsrezepte angeht.

Eigentlich auch egal. Ich schalte jetzt um.

* Ja, es gibt genug, die sagen dass Scream keine Parodie sei.
Aber meiner Meinung nach sind die Gag-Dichte und die Menge der Witze mit Bezug zum Horror-Genre einfach ausreichend hoch. Wirklich ernst nimmt sich Scream außerdem auch nicht. Gerade, wenn man die ganze Film-Reihe betrachtet. Man denke nur an die Diskussion in Scream II, ob es Fortsetzungen von guten Filmen gibt, die ebenfalls gut sind (Aliens!).

** Zum Titel: Das zweite Schaf hieß Dörte. Weil es so gern röhrte.

Ist das Internet Shit?

Jog vom Powerbook Blog (mal wieder, ich muss mehr auf andere eingehen 😉 ) hält die Aussagen von hier (übersichtlicher unter http://internetisshit.org/print.html) für „Weise Worte“.

Ich nicht. Irgendwie ist mir das zu einfach.

Natürlich ist nicht alles „wonderful“ (Page 1 of 11), aber ich denke das behauptet ja in dieser extremen Form auch kaum jemand. Und andersrum sind natürlich Unmengen an Informationen da draußen zu erhalten, wer das abstreitet macht sich – finde ich – ein wenig unglaubhaft. Dass ein relevanter Anteil dieser Informationen falsch sind, erfunden, blöde… klar, nur macht dies das Internet doch nicht zu shit?

Ob Google + Wi-Fi damit automatisch Gott ist (2/11)… vielleicht etwas weit gedacht 😉 und genau so natürlich wie es eben die oben genannten Mengen an Informationen da draußen gibt, gibt es Informationen die man nicht (so leicht?) per Google und Online findet (3/11). Auch gar keine Frage. Aber macht dies das Internet damit „shitty“? Ist ein Lexikon in dem ich nicht zu jedem Begriff eine Lösung finde schlecht?

Der Autor von internetshit.org hat mit seiner Aussage 4/11 schon recht – nur weil etwas keine Website hat ist es nicht schlecht, nur weil jemand nicht er-Google-bar ist, wird er dadurch nicht relevanter. Na und? Das ist doch gar nicht die Idee dahinter, oder?

Und der fehlende „sense of wonder“ (6/11)? Ist vielleicht eine Frage des Alters oder der Gewöhnung. War es bei mir jedenfalls. Natürlich fehlt das „Wunder“, wenn man immer wieder ähnliches oder gleiches wahrnimmt irgendwann. Und klar, am Anfang war alles spannender als es heute ist. Trotzdem habe ich persönlich immer mal wieder diesen „sense“, nämlich immer dann, wenn ich etwas Interessantes lese, oder einfach was „spaßiges“ finde etc.. Und ich kann mich immer noch Stunden lang darin verlieren was man auf – und das ist für mich der zentrale Punkt – einfache Weise über Themen, Menschen, Inhalte erfahren kann.
Vielleicht ist das nicht mehr als Wunder zu bezeichnen. Bestimmt nicht, aber auch hier: na und? Wer Wunder erwartet, erwartet vielleicht einfach zu viel.

Nun meint der Autor, dass wir neu starten sollten (8/11), und warum? Um am Ende etwas Vergleichbares zu entwickeln? Er schreibt, wir sollten aufhören sinnlos surfend etwas Lustiges zu suchen, und stattdessen etwas wirklich Schönes machen. Und er entscheidet was wir alle schön finden? Fun?
Auch hier wieder: Klar, wenn wir das Internet nur ab und an benutzen, werden die wirklich guten Websites wieder interessanter (weil weniger gewöhnlich), aber was bringt das? Blödes Beispiel, aber ich esse doch auch Eis, wenn mir danach ist und nicht nur einmal im Monat um es zu etwas „besonderem“ zu machen?
Er meint, dass dann alle wieder anfingen unsere Informationen woanders her zu bekommen, anstatt blind auf Google zu vertrauen. Dass Journalisten bessere Recherche betreiben würden etc.. Wer mal in der Bücherei war, bekommt schnell einen Eindruck wie viel „shit“ bei den Sachbüchern herumsteht. Wie viel veraltetes, falsches, erfundenes. Blödes Beispiel von Gestern weiter unten. Das wird hier genau so sein. Wer es sich zu einfach machen will, macht das Medienunabhängig. Wer gewillt ist sich intensiver auf etwas einzulassen, macht es auch im Internet.

Wenn er auf das Affen und Schreibmaschinen-Beispiel eingeht (11/11), und meint sie würden irgendwann auch Shakespeare schreiben, er läse jedoch nur ihre anderen Werke, ist er zwar wortgewaltig, aber hat damit nicht automatisch recht. Möglicherweise sollte der Autor einfach versuchen selbst zu selektieren, was er konsumiert. Mehr ist naturgemäß nicht immer auch automatisch besser. Ich verstehe die Botschaft hier wohl, allein die Radikalität der Aussage passt mir nicht.

Klar ist das Internet in den letzten Jahren zu einem typischen Massenmedium mit all den dazugehörigen Effekten geworden. Genau wie bei jedem anderen Medium folgt auf die sehr elitenorientierte Anfangsphase eben nach und nach eine Trivialisierung des Mediums.
Das macht aber das Medium nicht weniger gut, sondern die Auswahl umso wesentlicher. Genau wie es im Radio inzwischen mehr schlechte Musik als interessante Nachrichten gibt, gibt es im Internet eben inzwischen auch mehr schlechte Musik (bildlich gesprochen 😉 ). Nur genauso wie ich lieber die Info-Kanäle anhöre anstatt der Playlist-Format-Radios, kann man doch im Internet selektieren was man liest/konsumiert. Wenn man dazu gewillt ist.

Vielleicht sollte der Autor einfach mal bei sich selbst anfangen aufzuräumen und nicht allen anderen unreflektierten Konsum vorwerfen?

Nichts für ungut.