Denkt doch an die Kinder

Auf ’ne Art sind Fußballvereine ja emotional auch sowas wie die Kleinkinder der Fans.

Alle um Dich rum interessieren sich irgendwie für Deinen Nachwuchs/Deinen Verein, was er gerade macht, was er kann, Erfolge, Misserfolge.

Aber es fühlt sich immer eher so an, als würde da nur unqualifiziertes Gesabbel kommen. Mischen sich ungefragt ein, wollen mal Streicheln, erklären, wie sie was wahrnehmen, (anders!) machen würden.

Mal ehrlich: Die haben doch wirklich keine Ahnung.

„Die Niederlage am Wochenende war schon verdient, ne?“

„Lass mich. Das ist meine Entscheidung. Ich lass mir nicht in meine Erziehung reinquatschen und weiß eh als einziger, was am besten für…“

Oder so.

Erschwerend kommt bei Fußballvereinen dann ja noch dazu, dass diese im Gegensatz zu Kleinkindern auch noch polarisieren.

Dein Verein ist natürlich super. Der Beste. Welt.
Aber andere werden Deinen Verein genauso intensiv doof finden, wie Du ihn gut. Wegen der Fans oder der Spieler oder der Führung. Wegen persönlicher Erfahrungen („damals, das Auswärtsspiel in… die Ordner waren schon scheiße und dann… die Anja, im Kindergarten. Hat mir nie die Tür aufgehalten, obwohl ich ihr immer was zu Trinken mitgebracht habe! So ne doofe Kuh!“). Oder einfach so. Wie bei Menschen. Wie bei Kindern. Man mag einfach nicht jeden. Hey, der X… wie der mich schon immer anguckt. Arschloch!

„Gefallen“ ist dann ja auch irgendwie keine allzu rationale Kategorie.

Und das wird dann eben auch artikuliert.
Du bringst Dein Kind zum Kindergarten und bist gerade stolz wie Bolle, dass es sich heute ganz allein die Schuhe ausgezogen hat, die Hausschuhe an, die Jacke akkurat aufgehängt und lobst ihn: „Toll gemacht!“.
Auftritt Karl Heinz, Vater von Susi, Kalle ist eigentlich ok (und vor allem: Wir mögen Susi!), heute aber mit dem falschen Fuß aufgestanden und „DAS DOOFE SCHEISSBLAG! DAS HAT DEN KLEIDERHAKEN ÜBERHAUPT NICHT VERDIENT! JETZT HAT SUSI KEINEN!“.

Umboxen (nur Karl Heinz, wir mögen Susi!) kann hier eine Lösung sein. Ist aber zivilisatorisch etwas negativ belegt und wird gerade von außenstehenden eher weniger toleriert. Wohin also mit den Emotionen?

Der moderne, medienaffine Mensch flüchtet sich dann eben in die sozialen Medien um sich über die Leistung des Kindes…der Mannschaft…also jedenfalls die Gefühle müssen raus. Karl…na Ihr wisst schon. Und vielleicht kann man Susi doch spontan noch etwas beiseite grätschen?

Dumm nur, dass man sich ein Netzwerk aus Eltern anderer Vereine aufgebaut hat, die natürlich (verdammt!) vieles auch noch unqualifiziert (siehe oben) kommentieren müssen.

Und dass Karl Heinz auch dabei ist. (Aber hey, wir mögen Susi! Umgrätschen!!)

Besonders dumm, wenn Dein Kindverein gerade eeecht ne schlechte Phase hat und Du – wenn Du ehrlich bist – ununterbrochen mit ihm schimpfen möchtest, aber aus pädagogischen und prinzipiellen Gründen (oder weil Du gerade nicht mehr die Kraft hast) eben doch nurn Schokoriegel hinlegst und „jaja, Papa hat Dich lieb!“ murmelst.

Oder zumindest nen Scheißtag hatte. Oder eigentlich der Erzieher schuld ist und man da einfach mal Dampf ablassen muss.

Aber Karl und Deine Freunde gucken Dir ja zu… und Deinem Verein. Und „mboah echt mal, der Kleine war ja letzte Klasse noch ganz gut, aber guck mal… hier Jacke auf’n Haken hängen reicht heute einfach nicht mehr aus, Versetzung gefährdet!“.

Und Du dann eben doch umboxen willst. Oder zumindest mal KLAR MACHEN MUSST, DASS DEIN KLEINER TROTZDEM SCHLAUER IST ALS SUSI! (auch wenn Susi ganz ok ist) UND SUSI DEN DOOFEN KLEIDERHAKEN GEFÄLLIGST DER SCHEISS SCHIRI IST SCHULD UND HÖRT DOCH MAL AUF IMMER ÜBER MEINEN VEREIN ZU LÄSTER…wartet.

Luft holen.

Geht’s wieder?

Eigentlich isses doch nur Fußball.

Irgendwie.

Wirklich. Nicht so wild. Nicht so ernst nehmen.

Sportlich bleiben.

Darf ich Karl Heinz jetzt endlich umboxen?

Erwartungshaltung…

Folgende Situation im Bus:

Kindergartengruppe mit drei Betreuerinnen steigt am Busverteiler ein. Bus fährt los. Zwei bis drei Haltestellen später belausche ich den Dialog einer der Betreuerinnen mit dem Busfahrer:

Sie: “Fahren Sie gar nicht nach Langenhorn Markt?”

Busfahrer: “Nee, das ist die 378, ich fahr nach Garstedt”

Sie: “Also… aber Sie fahren nicht nach Langenhorn Markt?”

Busfahrer: “Wo wollen Sie denn hin?”

Sie: “Na nach Langenhorn Markt!”

Busfahrer: “Nee, da fahr ich nicht hin, aber Sie können in Ochsenzoll oder Garstedt auch in die U-1 steigen”

Sie: “Nee, das bringt ja nix, wir wollen ja nach Langenhorn Markt!Warum sagt einem denn keiner, dass dieser Bus da nicht hinfährt?!”

sprichts, dreht sich um, schimpft noch etwas über den Busfahrer vor sich hin, die Kindergartengruppe steigt aus. Um den Bus in die andere Richtung zu nehmen (der wohl in 20 Minuten wieder fährt?).

Erwartungshaltung 1: Irgendwie erwarte ich von Kindergärtnerinnen doch, dass Sie vor der Fahrt wissen wie Sie von A nach B kommen. Eigentlich erwarte ich von Menschen, die beruflich größere Gruppen während der Fahrt im ÖPNV betreuen sogar, dass sie wenigstens Grudnlegende Kenntnis über das Streckennetz haben… Also sowas wie “Wenn wir jetzt bis O-Zoll fahren, dann in die U1 hüpfen, dann sind wir nach 2 Stationen in Langenhorn” oder so. Zumal es ja doch immer passieren kann, dass man aufgrund von Ausfällen oder ähnlichem Improvisieren muss.

Erwartungshaltung 2: Was wohl die Erwartung der Betreuerinnen war? So wie die sich aufgeführt haben, war deren einzige Info “in Glashütte Markt in den Bus nach Langenhorn Markt steigen”. Mal ab davon, dass sowas auf Bussen (Überraschung!) auch draufsteht, doch irgendwie Naiv oder? ich erwarte ja von erwachsenen Menschen dann schon auch sowas wie Mitdenken (auf meinem Bus steht “Garstedt ü. Ochsenzoll”… Wohin könnte der jetzt fahren?)

Aber wahrscheinlich erwarte ich echt zu viel….