Gefühlt gebrauchter Fußballtag

Es gibt so Fußballspiele, die reißen mit, die machen mir Spaß und selbst wenn das auf dem Platz irgendwie nicht so klappt, wie es sollte, ist es ok.

Und dann gibt es das Spiel St. Pauli: FC Heidenheim. Und ich weiß nicht warum, aber ich war mit ungutem Gefühl ins Stadion gekommen, war genervt von einer Luftballonchoreo die 5 Minuten vor dem Spiel schon vorbei war, anstatt auf die Jungs auf’m Platz zu warten. War genervt von Gemotze über die großen Doppelhalter zur Choreo. War genervt von einigen Aufstellungs-Details. (Wenn Du Mats Møller Dæhli im Kader hast und er gesund ist und trotzdem nicht auf’m Platz steht…Dass Lasse immer noch kaputt…)

Es gibt einfach so nicht-so-gutes-Gefühl Tage.

Und dann haut der Teddy auch noch eine durchaus qualifizierte Einschätzung des 4-4-2, wie es von uns im Moment gespielt wird raus, die dann auch nicht gerade Lust auf’s Spiel machte.

Aus schlechtes-Gefühl-Gründen dann „die Mütze“ eingepackt, die mir ein Teil des Lieblingsblogs vor ner Weile aus dem Urlaub mitbrachte. Vielleicht hilft die ja und bringt Glück.

Nein, ich hatte die Mütze nicht das ganze Spiel über auf.

Blöd ist es dann aber trotzdem, wenn die erste Halbzeit die eigene Genervtheit durch das, was da auf dem Platz passierte noch unterstützt.
Gefühlt zu viele Fehlpässe.
Gefühlt kein Mit- sondern eher ein Nebeneinander der beiden Sturmspitzen Bouhaddouz und Allagui.
Gefühlt Unsicherheiten in der Abwehr, was kein Wunder ist, weil – siehe oben – Lasse kaputt, Avevor irgendwie noch gefühlt wacklig.
Und Nehrig finde ich diese Saison auch noch nicht so ganz drin. Kampfsau as always, aber das Aufbauspiel mit zu vielen Fehlern, die einfach immer gefährlich wirken, weil ein Zuspiel aus dem hinteren Drittel das beim Stürmer des Gegners landet…achnaja..
Gefühlt dann Glück, dass Heidenheim sich wenig Chancen erspielt, trotz wackliger Abwehr, trotz freundlicher Unterstützung mit misslungenen Zuspielen und Co kein Tor macht und wir 0:0 in die Pause gehen.

Die Mütze hatte bis dato noch nicht wirklich was gebracht.

Mein Wunsch während der Halbzeitunterbrechung war dann Schoppenhauer und MMD für Nehrig und Avevor einzuwechseln.
Schoppenhauer kam zwar nicht, dafür Mats für Allagui. Bernd Nehrig wurde später dann auch (verletzt) runtergenommen, dafür kam Johannes Flum.

Systemumstellung zur Pause. Was mir – auch schon gegen Dynamo – gefällt ist, dass der Trainer zur Pause offensichtlich Dinge anspricht und umstellt, und dass das dann auch sichtbare Effekte auf dem Platz hat. Ob nun aufgrund veränderten Personals oder einfach, weil bestimmte Dinge anders gespielt werden. Ich fand Møller Dæhli sehr belebend, mir gefiel Flum besser, als Nehrig. Weil präziser. Vielleicht gibt es einfach Nehrig- und Flum-Spiele. Flum scheint mir ballsicherer, besser in der Lage Ruhe reinzubringen. Nehrig ist für mich eigentlich der Prototyp des Agressive-Leader. Ein Mix aus beiden wäre natürlich optimal, spielte aber dann wohl eher im Bundesliga-Mittelfeld.

Plötzlich sah das jedenfalls alles viel mehr nach Fußball mit Plan und Ziel aus.

Mehr Energie auf’m Platz, gefühlt (sic) mehr Spielfreude. Klar spielen sie da dann eben das System der Rückrunde 2016/17 und das sollten sie können. Aber im Detail liegts dann sicher auch am Gegner, der sein 4-4-2 einfach besser spielte, als wir unseres in der ersten Hälfte. Ein Gegner, der mit unserem 4-5-1 (im Stadion empfand ich es nicht als 4-2-3-1, dazu spielte mir das Mittelfeld zu flach beieinander) scheinbar schlechter zurecht kam. Aber vor allem ein St. Pauli, dass damit wohl besser zurecht Kam. In der Konsequenz einige gute Szenen, viele vielbejubelte Ecken, und mehr defensive Stabilität. Die Heidenheimer hatten trotzdem Chancen, aber es wirkte „runder“.

Stichwort Ecken:

Ich verstehe zugegeben den Jubel bei jeder Ecke für uns nicht. Ich finde auf die Schnelle keine validen Zahlen über mehrere Jahre, daher anhand der aktuellen Saison:
Wir haben diese Saison bis zum Heidenheim-Spiel 16 Ecken in 3 Ligaspielen und daraus entstand kein Tor.

Die Chance auf ein Tor nach einer Ecke ist (gefühlt) niedriger, als nach einem angekommenen Flachpass in den Strafraum. Aber dennoch feiern ‚wir‘ Ecken wie so’n halbes Tor.

Dass das Tor dann natürlich nach einer Ecke fällt, macht die Mannschaft auch nur, um mich zu ärgern.

Letztlich ist es aber immer noch so, dass wir jetzt mit 27 Ecken ein Tor erzielt haben. Das sind vier Prozent.  Und ja, das ist eine Berufskrankheit und ich bewerte alles erstmal an Wahrscheinlichkeiten.

Ist dann aber wohl auch egal.
Gewonnen.
Sieben Punkte nach vier Spielen. Ist jetzt nicht die Welt, aber im Vergleich zu letzter Saison nehm ich das so erstmal gerne.

Mein innerer Optimist sagt, dass sie das 4-2-3-1 eigentlich können, und nach dem „Flashback“ in der zweiten Halbzeit offenbar wurde, dass auch der Trainer durchaus in der Lage ist hier angemessen zu reagieren.

Mein innerer Pessimist hatte nach dem späten Erfolg trotzdem schlechte Laune. Es gibt so Tage.

Jetzt ist erstmal Länderspielpause. Auch sowas, von dem ich mich nerven lasse.

Ich bin gespannt, wie wir die nächsten Spiele angehen. Generell halte ich Flexibilität auf dem Platz für ein hohes Gut und würde mir wünschen, dass das 4-4-2 funktioniert. Mal schauen was kommt. Der Kader ist an sich völlig fein so, und noch ist die Saison sehr jung und diejenigen, die mehr Ahnung haben als ich, behaupten es sei im Prinzip eh noch Saisonvorbereitung. Wenn sich Allagui und Aziz finden, wenn die Systeme funktionieren und sinnvoll eingesetzt werden, wenn. Außer in München ist „wenn…“ wohl Fußballfans Liebling.

Wahrscheinlich wird es zumindest keine ganz stressige Saison. Wäre ja schon mal ein Anfang.

Weitermachen. Projekt #Felgeholen und so.

P.S.: Und können wir bitte bitte irgendwann bald (gestern!) mal aufhören zu pöbeln, wenn da auf dem Platz kontrollierter (und damit ggfs. ‚langsameren‘) Spielaufbau betrieben wird, statt wild nach vorn zu bolzen? Das ist kein 80er-Jahre-Schulsportplatz-gekicke da unten.

Und „GEH RAN!“ ist meist auch ne doofe Idee, weil dann Lücken entstehen in die Gegner…naja.

P.P.S. und bei aller Unzufriedenheit: Haben da welche zur Pause gepfiffen? Alter. Nein. Einfach nein!